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Klimatische Stadtplanung statt Grünkosmetik
50 Jahre Rahmengebendes Gesamtkonzept für Frankfurt
Hrsg. Aktion Plagiarius
Gebr. Mann Verlag, Berlin
1. Auflage, 2021

Hardcover, 343 Seiten mit

280 überwiegend farbigen Abb.
Format: 21 × 29,7 cm
ISBN 978-3-7861-2879-3 

Gestaltung von Glück
Vom Scheitern des Werkbunds und dem Aufstieg von IKEA
Städtebau, Architektur und Wohnen der jüngeren Zeit

Jörn Düwel / Niels Gutschow

DOM publishers, Berlin

1. Auflage, 2023
210 × 230 mm, 352 Seiten
220 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-685-9  (deutsch)

Die Standortentscheidung Städtische Bühnen wird in der zweiten Jahreshälfte 2023 als möglich erachtet. Eine Eckpunkte-Vereinbarung ist bereits unterschrieben.
 

Oberbürgermeister Mike Josef und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig haben nach intensiven und konstruktiven Gesprächen mit der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen sowie der Frankfurter Sparkasse eine Vereinbarung erzielt, die die Umsetzung des Konzepts Kulturmeile ermöglicht. Als Teil dieser Vereinbarung sind die Helaba und die Frankfurter Sparkasse bereit, der Stadt ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße in Erbpacht für den Bau eines neuen Schauspielhauses zu überlassen. Bei dem rund 5500 Quadratmeter großen Grundstück handelt es sich um den südlichen Teil des Geländes, auf dem heute das Hauptgebäude der Frankfurter Sparkasse steht. Die Stadt kann das Grundstück über die Dauer von 199 Jahren für eine Einmalzahlung in Höhe von 35 Millionen Euro sowie einer jährlichen Zahlung von 1,99 Millionen Euro pachten. Die Einigung versetzt die Stadt in die Lage, die Kulturmeile mit einer Oper am Willy-Brandt-Platz und einem Schauspielhaus an der Neuen Mainzer Straße zu realisieren. Eine entsprechende Eckpunkte-Vereinbarung in Form eines Memorandum of Understanding wurde von der Stadt Frankfurt, der Helaba und der Frankfurter Sparkasse unterzeichnet.

 

„Mir war es wichtig, noch in diesem Jahr eine gute Standortentscheidung für die Städtischen Bühnen zu ermöglichen. Dem steht nichts mehr entgegen. Ich bin unseren Gesprächspartnern für die vertrauensvollen Verhandlungen sehr dankbar. Es ist uns gemeinsam gelungen, stimmige Konditionen für beide Seiten in unserer Vereinbarung zu erzielen. Gleichzeitig werden bei dem Projekt Schauspiel die Wallanlagen verschont“, sagt OB Mike Josef.

 

„Es war ein sehr ambitionierter Plan, bis zur Sommerpause ein solches Ergebnis vorzulegen. Wir wollten aber keine weitere Zeit verlieren. Die Helaba und die Frankfurter Sparkasse haben gezeigt, dass sie der Kulturmeile wohlwollend gegenüberstehen, die kulturelle Zukunft und Weiterentwicklung Frankfurts unterstützen und verlässliche Partner sind“, so das Stadtoberhaupt weiter.Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig sagt: „Die Einigung ist eine einmalige Chance für unsere Stadt. Dass die Helaba und die Frankfurter Sparkasse erneut gesprächsbereit waren zeigt, wie wichtig es allen Beteiligten ist, die Stellung Frankfurts als kulturelles Zentrum voranzubringen. Ich danke unseren Gesprächspartnern für die äußerst konstruktiven Verhandlungen, die aus Sicht der Stadt zwei wichtige Ergebnisse erbracht haben. Erstens: Auf dem Grundstück an der Neuen Mainzer Straße kann ein architektonischer Solitär für das Schauspiel geschaffen werden. Zweitens: Die ausgehandelten, sehr langfristigen Erbpacht-Konditionen ermöglichen es der Stadt Frankfurt, in eigener Regie zu bauen. Unter den neuen Voraussetzungen halte ich die Kulturmeile für eine vielversprechende und nachhaltige Lösung.“

 

Thomas Groß, CEO der Helaba, sagt zu der Einigung: „Zukunftsweisende Projekte von generationsübergreifender Relevanz wie die Kulturmeile sind uns als Landesbank ein besonderes Anliegen. Daher freuen wir uns, dass wir gemeinsam mit der Stadt eine Einigung gefunden haben, die den Kulturstandort Frankfurt deutlich voranbringt, der Frankfurter Sparkasse und der Helaba Entwicklungspotenzial am bisherigen Standort bietet und für uns eine finanziell zufriedenstellende Lösung darstellt.“

 

„Mit dieser Absichtserklärung entsteht für uns als Frankfurter Sparkasse die Perspektive, unser Grundstück in zentraler Lage attraktiv zu entwickeln. Deshalb begrüßen wir die Initiative der Stadt ausdrücklich“, sagt der Vorsitzende des Vorstands der Frankfurter Sparkasse, Dr. Ingo Wiedemeier.

 

Bei Umsetzung der Kulturmeile wird das Hauptgebäude der Frankfurter Sparkasse abgerissen. Während auf dem südlichen Teil des Geländes, wie erwähnt, das neue Schauspielhaus erbaut werden soll, kann auf dem weiter im Besitz der Helaba-Gruppe befindlichen nördlichen Teil ein Gebäudeensemble mit Hochhaus entstehen, in das Teile der existierenden, denkmalgeschützten Bauten integriert werden können. Mit einer Höhe von bis zu 160 Metern fügt sich der neue Hochhausstandort vermittelnd in die bestehenden Hochhäuser Japan Center (115 Meter) und dem Central Business Tower (205 Meter) ein. Die gemäß heutigem Bebauungsplan zulässige Geschossfläche in Höhe von 63.500 Quadratmetern bleibt auf dem nördlichen Grundstücksteil auch künftig erhalten.

 

Die Stadt Frankfurt wird als Bauherrin des neuen Schauspielhauses auftreten. Für die Architektur wird ein internationaler Wettbewerb zur Errichtung besonders nachhaltiger, offener und zukunftsfähiger Gebäude ausgelobt werden. Die Wallanlage und die Innenstadt können dann durch einen langgestreckten Platz zwischen dem Japan Center und dem neuen Schauspiel besser als heute miteinander verbunden werden.

 

In der Bauabfolge soll zunächst das neue Schauspielhaus an der Neuen Mainzer Straße errichtet werden. Dieses dient nach Fertigstellung als Interimsspielstätte für die Oper, bis die neue Oper am Willy-Brandt-Platz fertiggestellt ist. Damit kann die größere und kostenintensivere Oper auf eigenem Grund und Boden am Willy-Brandt-Platz umgesetzt werden. Es soll sichergestellt werden, dass die Neubauten an der Neuen Mainzer Straße so umgesetzt werden, dass keinerlei Bebauung der heutigen Wallanlage stattfindet. Der Abriss der Bestandsbebauung könnte 2027 beginnen.

 

Meldung: Dezernat Kultur und Wissenschaft, Frankfurt am Main

 

Die Zukunft der Theater-Doppelanlage - Stadtpolitisches Symposium urban future forum

 

Kulturmeile nicht nur ökologisch ein Desaster

 

Die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig teilte gemeinsam mit Oberbürgermeister Mike Josef am 26. Juli 2023 mit, die erst vor wenigen Monaten aus guten Gründen verworfene Kulturmeilenvariante könne und solle nun doch realisiert werden. Der Widerstand gegen die zwischenzeitlich propagierte Spiegellösung war offenkundig zu hoch. Keinesfalls soll der Abrissbeschluss von 2020 hinterfragt werden, obwohl sich zuletzt führende Fachleute wie der BDA Frankfurt, das Urban Future Forum, Architekt Christoph Mäckler, Stadtplaner Peter Lieser und Kulturpolitiker wie Thomas Dürbeck, Sebastian Popp oder die Arbeitsgruppe "Planen Bauen Wohnen" dafür ausgesprochen hatten.

 

20230710 DAM Urban Future Forum
Urban Future Forum am 10. Juli 2023 mit abschließender Diskussionsrunde in den Räumlichkeiten des DAM-Ostend in der Henschelstraße, im Vordergrund (Rückenansicht) Referentin, die mit ihrer Masterarbeit in Stuttgart ein Konzept entwickelte, das den gesamten Gebäudekomplex der Städtischen Bühnen Frankfurt am Willy-Brandt-Platz in ein System baulicher Strukturen fügt, die im Bestand erhaltenswert sind und nebeneinander durch Neubau mehrerer erforderlicher Bauabschnitte zusammenwirken. Foto (c) Kulturexpress

 

Trotz allem will man an dem einst unter fragwürdigen Umständen eingeschlagenen Kurs festhalten und propagiert gegen jede haushaltspolitische, ökologische und denkmalpflegerische Vernunft einen Theaterneubau an der Neuen Mainzer Straße. Gegenüber der Alternative einer Doppelanlage am bestehenden Standort mit der Option des Teilerhalts guter Gebäudeteile ist die Variante Kulturmeile mehr als 100 Mio. Euro teurer. Dieses gewichtige Faktum können Stabsstelle und Dezernentin nicht mehr leugnen. Zum einen gehört das Grundstück nicht der Stadt Frankfurt am Main, für ein Nutzungsrecht über 199 Jahre muss die Stadt in diesem Zeitraum 431 Mio. Euro an die Sparkasse/Helaba bezahlen. Abgezinst auf heute sind dies bei 2,5 Prozent 105 Mio. Euro (bei 3 Prozent 89 Mio. Euro) an Kosten, die bei dem bestehenden städtischen Grundstück am Willy-Brandt-Platz nicht anfallen.

 

Im Februar dieses Jahres stellte die Stabsstelle Städtische Bühnen noch fest: Um „schnellstmögliches Bauen zu gewährleisten, bietet sich die Realisierung von Oper und Schauspiel auf stadteigenem Grund und Boden an. Dies ist auch ökonomisch nachhaltig.“ Das spielt nun offenkundig keine Rolle mehr. Da inzwischen allen Beteiligten klar geworden ist, dass an dem Standort Neue Mainzer nur ein Theaterbau realisiert werden kann, müssten zudem noch die Mehrkosten für ein Operninterim von 53,1 Mio. Euro zzgl. Baupreissteigerung berücksichtigt werden. Auch die Kosten für das ebenfalls erforderliche Werkstattinterim müssten noch einbezogen werden. Die neuerdings vorgesehene Idee, dass neu gebaute Schauspiel als Operninterim zu nutzen, wurde von der Stabsstelle noch vor drei Jahren als unmöglich verworfen: Die Zahl der Zuschauerplätze würde sich halbieren, und es gäbe keinen Orchestergraben.Ebenso wenig ist der Vorschlag ökologisch nachhaltig und denkmalpflegerisch vertretbar. Die gegenwärtige Planung sieht nicht nur den kompletten Abriss der bestehenden Doppelanlage inkl. denkmalgeschütztem Foyer vor, sondern auch die Beseitigung der völlig intakten Bestandsbebauung von Sparkasse/HeLaBa. Für den vorgesehene Errichtung des Ersatzbürobaus stehen zudem zwei weitere Denkmale im Wege, das Geschäftshau des Neoklassizismus von 1908 (Neue Mainzer Str. 53) und das klassizistische Wohnhaus um 1830 (Neue Mainzer Str 55). Dass dies am Ende beide erhalten werden können, erscheint fraglich.Zusätzlich ist der Abriss in Zeiten der für alle spürbaren Klimakrise völlig unverantwortlich. Der zum Abriss vorgesehene Gebäudekomplex der Sparkasse wurde erst 2004 aufwändig erneuert. Der Werkstattanbau der Städtischen Bühnen wurde erst 2014 für 80 Mio. Euro fertiggestellt, auch Zuschauerbereich und Bühne des Schauspiels sind strukturell intakt. Doch offenkundig interessieren sich die Verantwortlichen nicht für den Gebäudebestand. Mit dem Standort an der Neuen Mainzer Straße erhöht sich das Abrissvolumen um etwa 20.000 qm auf insgesamt ca. 90.000 qm.

 

Im Vergleich zur Option Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz entsteht bei der Option Kulturmeile durch den erhöhten Umfang der Abrisse ein zusätzlicher CO2-Ausstoß von schätzungsweise über 20.000 Tonnen. Für die Herstellung der Neubauten müssen über 700 Millionen Megajoule Primärenergie aufgewendet werden, dies entspricht dem Energiegehalt von 17.000 Tonnen Erdöl. Doch solche ökologischen Kennwerte interessieren die politisch Verantwortlichen nicht. Sie wurden trotz dreijähriger Untersuchung von der Stabsstelle für die jetzt zur Diskussion stehenden Optionen nicht benannt.Selbst für die betroffenen Beschäftigten ist der Vorschlag der Kulturmeile von Nachteil. Die Sparkassen-Mitarbeiter*innen müssen umziehen und möglicherweise ein mehrjähriges Interim in Kauf nehmen. Aber auch der Bühnenbelegschaft mutet die Lösung Einiges zu. Vor fünf Monaten hieß es vonseiten der Stabsstelle: „Bei den Abstimmungen mit der Eigentümerin stellte sich heraus, dass, eine grundsätzliche Einigung vorausgesetzt, der optimistische Übergabezeitpunkt des bebauten Grundstücks angesichts der benachbarten, heute bestehenden Großbaustelle im Jahr 2028 läge. (...) Vor dem Hintergrund des desolaten Zustands der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz ist dieser Zeithorizont für den Beginn der Vorarbeiten für den Neubau einer Spielstätte keine befriedigende Option, zumal die Planbarkeit zusätzlich eingeschränkt würde.“ Auch das scheint keine Rolle mehr als Argument zu spielen. Auch wenn man inzwischen hofft, ein Jahr früher anfangen zu können, ändert dies an dem Gesamtablauf wenig: verzögerter Beginn, gestufte Umsetzung, Fertigstellung des Hauptgebäudes mit Oper und Werkstätten am Willy-Brandt-Platz realistisch geschätzt im Jahr 2038.

 

Für eine Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz als Neubau mit oder ohne saniertem Teilerhalt sind die Gutachter im Jahr 2020 von einem Gesamtzeitraum inkl. Planung von neun Jahren ausgegangen. Eine Umsetzung wäre also bis zum Ende dieses Jahrzehnts möglich gewesen, aber auch jetzt noch wäre die Option Doppelanlage etwa fünf Jahre früher fertiggestellt als die Option Kulturmeile. Fahrlässig haben es die Verantwortlichen in den letzten Jahren versäumt, die unvermeidlichen Interimslösungen zu klären und hierfür eine belastbare Lösung vorzulegen.Der Abrissbeschluss von 2020 kam in Reaktion auf einen AfD-Antrag binnen 24 Stunden ohne eine Erörterung im Kulturausschuss zustande, um vermeintliche Handlungsfähigkeit zu beweisen. Das Vorgehen war nicht nur undemokratisch, weil es den Abgeordneten eine mögliche Prüfung der Angaben verunmöglichte. In den Entscheidungsunterlagen waren Fragen von grauer Energie und Denkmalschutz gänzlich ausgeblendet. Kostenannahmen für eine Neubaulösung waren gegenüber der Option Doppelanlage Willy-Brandt-Platz und der möglichen Sanierung von Gebäudeteilen unrealistisch günstig gewählt. Inzwischen hat die Stabsstelle Städtische Bühnen diese Annahmen korrigiert, ohne dass die damalige Entscheidung nochmals hinterfragt worden wäre, die auf selektiven bzw. verzerrten Informationen beruhte.Wir fordern: für die Entscheidungsträger die Varianten Kulturmeile, Spiegellösung, Doppelanlage, Doppelanlage mit Teilsanierung nach einer einheitlichen Bewertungsmatrix darzustellen, welche insbesondere alle Kosten incl. Interim und Grundstück, die CO2-Bilanz incl. grauer Energie, den Denkmalschutz und den Realisierungszeitplan bis Fertigstellung sachlich neutral und vollständig abbildet.

 

Initiative Zukunft Städtische Bühnen Frankfurt


Alfons Maria Arns (Freier Kulturhistoriker)
Prof. Dr. Maren Harnack (Frankfurt University of Applied Sciences)
Hanns-Christoph Koch (Deutscher Werkbund Hessen)
Martina Metzner (freie Journalistin, abaut)
Prof. Dr. Philipp Oswalt (Universität Kassel) GmbH

 

Meldung: Initiative Zukunft Städtische Bühnen Frankfurt

 

 

Samstag, 02 März 2024 09:23

Sechs neue IBA’27-Projekte ernannt

Der Projektkatalog der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) ist kräftig gewachsen: Gleich sechs neue IBA’27-Projekte stellten Vertreterinnen der IBA und der Projektträger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Stuttgart vor. Mit insgesamt 23 IBA’27-Projekten ist das Portfolio für den weiteren Weg zum Ausstellungsjahr 2027 nun weitgehend konsolidiert. Auch die angespannte Lage der Bauwirtschaft kam zur Sprache: Diese sei zwar eine Herausforderung für die Projekte, man sei aber zuversichtlich, bis 2027 "gebaute Antworten auf die aktuellen Krisen" zeigen zu können.

 

Wettbewerb Goldaecker KaepseLE Leinfelden Echterdingen
Wettbewerb Goldaecker KaepseLE, Leinfelden-Echterdingen

 

Goldaecker KaepseLE Leinfelden Echterdingen  Bestand
Goldaecker KaepseLE, Leinfelden-Echterdingen, Bestand

 

"KaepseLE Goldäcker" heißt eines der neuen IBA’27-Projekte. Das Akronym steht für "Klimaschutz und -anpassung durch emissionsfreies Bauen, Pflanzen, Stoffkreisläufe und Energievernetzung in Leinfelden-Echterdingen". Am Siedlungsrand von Echterdingen entwickelt die Stadt zusammen mit drei Investoren und drei Planungsteams in einem Dialogverfahren ein beispielgebendes Wohngebiet. Ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig erdacht, soll es in klimaneutralen Gebäuden bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen.

 

Rahmenplan Neues Wohnen Korber Hoehe
Rahmenplan Neues Wohnen Korber Höhe

 

Ebenfalls mit dem Weiterbau am Siedlungsrand befasst sich das Projekt "Neues Wohnen Korber Höhe" in Waiblingen: Angrenzend an eine ab den 1970er-Jahren gewachsene Großsiedlung sollen klimaneutral geplante Häuser den Bestand ergänzen. Neben verschiedensten Wohnformen, von Pflege-WGs bis zu Mikroappartements oder Clusterwohnen, sollen die belebten Erdgeschosse neue Angebote für das ganze Stadtviertel schaffen: Mit einem Quartierscafé beispielsweise, einer Quartierswerkstatt oder gemeinschaftlich genutzten Co-Working-Spaces.

 

Gleich zwei Projekte kommen aus Schorndorf: Auf einem ehemaligen Bauhofareal direkt an der Rems plant die Stadtverwaltung zusammen mit der Stadtbau Schorndorf, der Kreisbau Waiblingen, der Bürgerschaft, Fachleuten und der IBA’27 das "Quartier der Generationen": ein gemischtes Viertel mit Wohnen für Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen. Und in unmittelbarer Nachbarschaft hat die neu gegründete Baugenossenschaft RemstalLeben eG kürzlich ein Grundstück gekauft. Mit dem Projekt "Leben in der Vorstadt" will sie den denkmalgeschützten Gebäudebestand eines ehemaligen Bauernhofs mit nachhaltigen Neubauten ergänzen und ihre Vision eines ökologischen und solidarischen Zusammenlebens umsetzen. Im Norden von Esslingen am Neckar entwickeln die Esslinger Wohnungsbau GmbH und die Baugenossenschaft Esslingen eG zusammen mit der Wohninitiative AlWo das IBAProjekt "Tobias-Mayer-Quartier". Bestands- und groß dimensionierte Neubauten mit einem hohen Anteil an bezahlbarem Wohnraum schaffen in ihrer Mitte Platz für ein "Gartenfeld": eine grüne Oase, die gemeinschaftliches Leben fördert und als öffentlicher Freiraum dem Quartier zur Verfügung steht.

 

Erster  Preis Einladungswettbewerb Leben In Der Vorstadt EG  Atelier Kaiser Shen
1. Preis Einladungswettbewerb "Leben in der Vorstadt eG" Atelier Kaiser Shen


Neue Bautechnologien, nachhaltige Materialien und ein nachhaltiges Energiesystem stehen im Fokus des neuen IBA-Projekts "Postareal Leonberg": Direkt zwischen historischer Altstadt und der ab den 1970ern gewachsenen neuen Mitte entwickelt die STRABAG Real Estate zusammen mit der Ed. Züblin AG und der Stadt Leonberg ein bau- und energietechnisch innovatives Wohn- und Geschäftsquartier, das die Stadtteile diesseits und jenseits einer großen Autostraße künftig verbindet.


Mit dem Beschluss zur Aufnahme dieser sechs neuen IBA’27-Projekte folgte der IBA’27- Aufsichtsrat in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag der Empfehlung des Kuratoriums. Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Vorsitzender des Verband Region Stuttgart sagte: "Einmal mehr zeigt sich, was mit der IBA’27 in der Region Stuttgart ins Rollen gekommen ist. Schon die schiere Menge an Projekten übertrifft alle Erwartungen, die wir bei der IBA-Gründung hatten. Viele Kommunen und Investorinnen haben erkannt, dass wir für unsere Welt im Wandel ganz anders planen und bauen müssen. Sie haben den Mut, zusammen mit Bürgerschaft, Planerinnen und der IBA’27 neue Wege zu gehen und die Transformation aktiv zu gestalten – mit guten Ideen, aber auch mit effizienten, pragmatischen und kollaborativen Prozessen. Sie schaffen die Vorbilder, um die Region in eine gute Zukunft zu führen."

 

"Die neuen und die bisherigen Projekte bringen viele Themen zusammen, die sowohl lokal als auch international diskutiert werden", sagte IBA-Intendant Andreas Hofer. "Nach dem stark individualistisch geprägten Planen und Bauen der letzten Jahrzehnte suchen viele heute wieder mehr Nähe und Gemeinschaft. Die Abgrenzung von Wohnen und Arbeiten wird neu austariert, ebenso wie die Balance zwischen architektonisch hochwertiger Dichte und großzügigen und grünen Freiräumen. Klimaschutz und Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sind als große Themen in der Architektur angekommen und schaffen eine neue Formensprache. Dies freut mich als Architekt besonders, hier entsteht das Gesicht der IBA’27."

 

Karte Der IBA 27 Projekte

 

Mit insgesamt 23 Projekten sei das Portfolio der IBA’27 nun weitgehend konsolidiert, so Hofer weiter. "Es kann sein, dass noch ein, zwei Projekte hinzukommen, wir können aber auch noch Projekte verlieren – beispielsweise, wenn die Zusammenarbeit mit den Projektträgerinnen nicht mehr funktioniert." Und natürlich sorge auch die angespannte Lage der Bauwirtschaft mit explorierenden Kosten, Material- und Fachkräftemangel bei vielen IBA-Projekten für Unsicherheit. "Wir sind aber zuversichtlich, bis 2027 viele zumindest teilweise fertig gebaute Beispiele zeigen zu können. Mit Ansätzen wie Modulbau, Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Langlebigkeit, Flexibilität aber auch mit ihren hohen sozialen Ansprüchen liefern die Projekte ja Antworten auf die aktuellen Krisen."

 

Meldung: Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH

SAY 23 Schweizer Architektur Jahrbuch 2023
Herausgegeben von S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Andreas Ruby (werk, bauen + wohnen), Daniel Kurz (SAS Stiftung Architektur Schweiz)
Park Books, Zürich
1. Auflage, 2023
Gebunden, 304 Seiten 
261 farbige und 168 s/w-Abb.
Format: 22 x 32 cm
ISBN 978-3-03860-339-9 
Freitag, 01 März 2024 21:41

Balthasar Neumann Preis 2023

Die CampusRO Projektentwicklungs GmbH ist Gewinnerin des diesjährigen Balthasar Neumann Preises. Der Entwurf stammt von ACMS Architekten aus Wuppertal. Das gaben die Auslober BDB und die DBZ Deutsche Bauzeitschrift am 19. April 2023 auf der BAU in München bekannt • Die Jury unter dem Vorsitz von Jun.-Prof. Jutta Albus, TU Dortmund, zeichnete die Arbeit des interdisziplinären Teams an dem Campus für studentisches Wohnen mit dem BalthasarNeumann-Preis 2023 aus • Anerkennungen erhielten vier weitere Projekte: Der Holzstrohbau Haus St. Wunibald Benediktinerkloster Plankstetten, Berching von hirner & riehl architekten und stadtplaner, der Umbau eines ehemaligen Getreidespeichers mit Verladebrücke in Hamburg von SEHW Architekten, das Kreisarchiv Viersen von DGM Architekten und der Neubau des Eingangsgebäudes Freilichtmuseum Hagen von Schnoklake Betz Dömer Architekten.

 

Im Rahmen der Messe BAU 2023 gaben der BDB gemeinsam mit der DBZ Deutsche Bauzeitschrift das Siegerprojekt sowie die Anerkennungen des mit 10.000 Euro dotierten Balthasar Neumann Preis 2023 bekannt. Die Preisübergabe fand im Rahmenprogramm der Messe im Forum in Halle C2 statt. Insgesamt wurden für den diesjährigen Preis 55 Projekte eingereicht.

Preisträger

Die hochkarätig besetzte Jury unter Vorsitz von Jun.-Prof. Jutta Albus, TU Dortmund, kürte den facettenreichen Neubau des CampusRO auf dem Gelände einer ehemals zu 100 Prozent versiegelten Gewerbefläche. Das Projekt wurde von der Bauherrin, der CampusRO Projektentwicklungs GmbH eingereicht, der Entwurf stammt aus der Feder des Wuppertaler Büros ACMS Architekten. Das kommunikative Wohnprojekt in Holzhybrid-Bauweise umfasst 211 Apartments für Studierende sowie ein Boardinghaus mit 40 weiteren Wohneinheiten. Die flächensparende Grundrisskonzeption sowie die angestrebten Energiestandards eines KfW 40 plus Hauses auf Basis des Passivhausstandards konnten nur durch die frühzeitige integrale Zusammenarbeit aller Beteiligten und die gemeinsame Arbeit am zuvor erstellten BIM Modell mit den ausführenden Unternehmen erreicht werden.

 

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Die Jury würdigte insbesondere das kommunikative Miteinander des studentischen Wohnens und die gesamtheitliche Herangehensweise in Planung und Umsetzung des Projekts.

Bauherrin: CampusRO Projektentwicklungs GmbH & Co. KG, Pullach i. Isartal, ECKPFEILER Immobilien Gruppe, München Architektur: ACMS Architekten GmbH, Wuppertal Statik Holzbau, Bauakustik und Brandschutz: Pirmin Jung Deutschland GmbH, Augsburg Statik Massivbau und Architektur ab LP 6: Guggenbichler + Wagenstaller GbR, Rosenheim Bauphysik Wärmeschutz: LEICHTphysics GmbH, Bad Aibling Heizung-Lüftung-Sanitär: Ingenieurbüro Lackenbauer GmbH, Traunstein Elektro: pgt Planungsgruppe Technik GmbH & Co. KG, Traunstein Landschaftsarchitektur LP 1-4: studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH, Düsseldorf Landschaftsarchitektur ab LP 5: Landschaftsarchitektur Stiegler, Rosenheim DGNB-Zertifizierung: MNP Ingenieure GmbH, Lübeck BIM Koordination: ODE - office for digital engineering, Wien Holzbau: Huber & Sohn GmbH & Co. KG, Eiselfing Fertigstellung: 2022

Anerkennungen

Neben dem Preisträger vergab die Jury vier Anerkennungen, die ganz im Sinne Balthasar Neumanns gelungenen sind:

 

Das Holzstrohhaus St. Wunibald auf dem Gelände der Benediktinerabtei Plankstetten von hirner & riehl architekten, München, ist ein zeitgemäßes Seminargebäude im historischen Kontext. Für den Neubau spielten Belange des Denkmalschutzes ebenso eine Rolle wie die Verwendung regionaler ökologischer Baumaterialien. Die Jury würdigte diesen positiven Beitrag zur CO2-Reduktion ebenso wie die Angemessenheit der Architektursprache.

Bauherrin: Benediktinerabtei Plankstetten Architektur: hirner & riehl architekten und stadtplaner, München Tragwerksplanung: LERZER ING+Plan, Neumarkt Planung TGA: FREY-DONABAUER-WICH MBH INGENIEURGESELLSCHAFT, Gaimersheim Weitere Beteiligte: Ingenieurbüro Seibold + Seibold, Eichstätt Fertigstellung: 2022

Eine Anerkennung erhielt auch das Projekt von SEHW Architekten aus Hamburg. Mit dem Umbau, der Modernisierung und denkmalgerechten Instandsetzung eines ehemaligen Getreidespeichers mit Verladebrücke in Hamburg konnte der Charakter des Gebäudes mit der massiven Tragstruktur aus Beton erhalten werden und einer neuen, architektonisch stimmigen Nutzung zugeführt werden.

Bauherrin: Ha-eS V Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG, Hamburg Architektur: SEHW Architekten PartG mbB, Hamburg Tragwerksplanung: WETZEL & von SEHT, Hamburg Planung TGA: ENERGIEHAUSINGENIEURE Planungsgesellschaft für Gebäudetechnik, Hamburg Fertigstellung: 2021

Der architektonisch in zwei Baukörper gegliederte Neubau des Kreisarchivs Viersen bildet konsequent die beiden wesentlichen Aufgaben eines Archivs – Archivwesen und Publikumsverkehr – ab und nimmt identitätsbildend Bezug zum städtebaulichen Umfeld. Das Gebäude von DGM Architekten soll durch den Einsatz entsprechender Materialien als Baustoffspeicher dienen und überzeugte die Jury zudem durch die zahlreichen innovativen, partnerschaftlichen Planungsansätze.

Bauherr: Kreis Viersen Architektur: DGM Architekten, Krefeld Tragwerksplanung: Kempen Krause Ingenieure GmbH, Aachen Weitere Beteiligte, HHS Planer + Architekten AG, Kassel; Architekturbüro Ruhnau, Issum; Kraft.Raum, Düsseldorf Fertigstellung: 2022

Schnoklake Betz Dömer Architekten entwarfen zwei ineinander verschränkte Volumen mit gegenläufigen Pultdächern als neues Eingangsgebäude für das Freilichtmuseum Hagen. Die tiefgreifende Einbindung in die Natur macht den Übergang in das Museum für die Besucher:innen auch sinnlich erfahrbar. Der Entwurf überzeugte die Jury durch eine sehr gute interdisziplinäre Durcharbeitung und die nachhaltige Bauweise und erhielt ebenfalls eine Anerkennung.

 

Bauherr: LWL Bau- und Liegenschaftsbetrieb Architektur:  Schnoklake Betz Dömer Architekten Part GmbB, Münster Tragwerksplanung: ahw Ingenieure, Münster Weitere Beteiligte: Rücker Consult, Arnsberg; PTG Planungsgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung mbH, Marl Fertigstellung: 2022

 

Jurystatements

 

Preisträger: CampusRO, Rosenheim, ACMS Architekten GmbH

 

Die Campusanlage für studentisches Wohnen, die als Ensemble auf einem Gebiet nahe der Hochschule in Rosenheim umgesetzt wurde, schafft durch ihre bauliche Gliederung eine neue Qualität für den Ort, der durch differenzierte Kommunikations- und Aufenthaltsräume heute einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert bedeutet. Soziale Nachhaltigkeit wird über vielfältige Gemeinschaftsflächen im Freiraum und auf den Dächern der Neubauten wie selbstverständlich integriert und auch über die offene, kommunikative Laubengangstruktur begünstigt.

Auf der zuvor zu 100 Prozent versiegelten Fläche des Grundstücks wurde ein hoher Anteil an kühlenden Grünflächen vorgesehen, die sowohl am Boden als auch auf dem Dach vielfältige Möglichkeiten für Versickerung, Regenrückhaltung und Baumbewuchs bieten.

 

Mit Augenmerk auf den integralen Ansatz wurden Planung und Bau kontinuierlich als interdisziplinäre Zusammenarbeit über alle Entwicklungsphasen hin umgesetzt und mit Hilfe einer digitalen BIM-Modellierung niederschwellig bis zur Realisierung gebracht. Die Umsetzung der Neubauten wurde partnerschaftlich, gemäß der hohen energetischen und bautechnischen Standards entwickelt (u.a. KfW 40 plus, DGNB-Golz-Zertifizierung) und als Holz-Hybrid-Konstruktion mit Holz aus lokalen Wäldern und hohem Vorfertigungsgrad umgesetzt, wodurch 1.250 t CO2 im Vergleich zu einer massiven Bauweise eingespart werden konnten. Positiv wird auch die Nutzung der Altmasse aus dem Bestandsgebäude bewertet. Das Projekt entwickelt das Miteinander studentischen Wohnens auf besondere Art und Weise aus sich heraus und würdigt damit den Ort für die Gemeinschaft. Kommunikation und Vernetzung - auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit der Planungsbeteiligten über alle Projektphasen hinweg – sind von großer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des umbauten Raums und werden hier im Sinne einer gesamtheitlichen Herangehensweise beispielhaft umgesetzt.

 

Anerkennung: Holzstrohbau Haus St. Wunibald Benediktinerkloster Plankstetten, Berching hirner & riehl architekten und stadtplaner

 

Der zurückhaltende, schlicht gestaltete und in die Topografie eingebettete Neubau fügt sich städtebaulich entlang des bestehenden Wirtschaftsteils gut in die denkmalgeschützte Klosteranlage ein. Das gemischt genutzte Gebäude mit Kindergarten, Pfarrverwaltung und 30 Gästezimmern, überzeugt durch den konsequenten Einsatz ökologischer Materialien in innovativer HolzStrohbauweise.

Die Jury würdigt die Verwendung des im eigenen Klosterwald geschlagenen Bauholzes, ortsnah gesägt, vom nahegelegenen Zimmerer abgebunden und verarbeitet, den Einsatz des Strohs als „Nebenprodukt“ aus dem Ernteprozess der regional ökologisch bewirtschafteten Felder des Klostergutes zur Außenwanddämmung und die regenerative Energieversorgung über den Biomassekessel mit Hackschnitzel aus den klostereigenen Waldbeständen. Fortgesetzt wird das nachhaltige Materialkonzept im Innenausbau mit Oberflächen aus sichtbarbelassenen verdübelten Balkendecken, Lehmputz auf den Strohwänden, Hanfdämmung für den Schallschutz und Fichtenholz der Inneneinrichtung aus dem Klosterforst. Durch den Einsatz von ressourcenschonenden, CO2- neutralen Baustoffen aus regionaler Herstellung und Verarbeitung, deren Rückbaubarkeit, Kompostierung (Strohfüllung) und Recyclingfähigkeit kombiniert mit dem regenerativen Energiekonzept leistet das Gebäude einen positiven Beitrag zur CO2-Reduktion und zum Klimaschutz.

 

Anerkennung: Ehemaliger Getreidespeicher mit Verladebrücke, Hamburg, SEHW Architekten

 

Mit der sensiblen Bewahrung und zeitgemäßen Wiederbelebung der bestehenden charakteristischen Hafenarchitektur trägt die Revitalisierung des ehemaligen Getreidespeichers von 1937 wesentlich zur Erhaltung des Genius Loci an der Großen Elbstraße am alten Altonaer Hafenkai bei und leistet einen wertvollen Beitrag zur Identitätswahrung bei der städtebaulichen Entwicklung des Stadtteils. Die ansprechende umfängliche und sichtbare Erhaltung sowie die Einbeziehung der vorhandenen massiven Tragwerksstruktur aus Beton und original erhaltener Materialien an der Fassade und im Innenraum setzen ein markantes Zeichen zum nachhaltigen, ressourcenschonenden Bauen. Die gebundene graue Energie des ehemaligen Getreidesilos konnte bewahrt und wirkungsvoll für eine geänderte Nutzung als Büro transformiert werden. Gleichzeitig belegen die notwendigen konstruktiven Ertüchtigungsmaßnahmen zur Umnutzung des Gebäudes und zum langfristigen Hochwasserschutz am Hafenbecken ein sehr intensives, wie auch innovatives interdisziplinäres Zusammenwirken aller Fachbeteiligten bei der Planung und der Realisierung des Projekts. Wünschenswert wäre eine Vertiefung der Anwendung energie- und ressourcenschonender Technologiekonzepte für den Betrieb und über den gesamten Lebenszyklus gewesen. Als besonders lobenswert stellt sich die gelungene, sensible Gestaltung des Innenraumkonzepts dar. Sie schafft den Spagat zwischen dem Erhalt der überlieferten Robustheit und einer frischen, zeitgemäß-puristischen Ausstattung aus einem Guss sowie positiven Überraschungsmomenten im Raumerlebnis. Die behutsame, denkmalgerechte Sanierung, Modernisierung sowie Umnutzung des ehemaligen Getreidespeichers fand bei der Jury uneingeschränkt besondere Beachtung und wurde mit einer Anerkennung gewürdigt.

 

Anerkennung: Kreisarchiv Viersen, DGM Architekten

 

Architektonisch gliedert sich der Neubau in zwei differenzierte, nach Innen gekehrte Baukörper und bildet somit die wesentlichen Aufgaben des Archivs (Archivwesen und Publikumsverkehr) ab, ohne den Aspekt der Transparenz nach außen zu vernachlässigen.

 

Städtebaulich nehmen die Baukörper Bezug auf die Ortseingangslage und werden als adress- und identitätsbildend wahrgenommen. Die nutzungsorientierte, barrierefreie Erschließung des Gebäudekomplexes erfolgt im Wesentlichen über das gemeinsame Foyer als „Drehscheibe“. Das in Holzbauweise errichtete Erdgeschoss lässt eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Erweiterungsmöglichkeiten zu.

Entsprechend eines abgestimmten Nachhaltigkeitskonzepts auf der Grundlage von Lebenszyklusberechnungen über die gesamte Bau- und Nutzungsphase, wurde Wert auf die Nutzung von recycelten Materialien bis hin zum Innenausbau und mobilen Einbauteilen gelegt. So wurde die Feldbrand-Ziegelfassade aus ca. 60.000 wiederverwerteten Ziegelsteinen einer Abbruchmaßnahme erstellt.

 

Da das gesamte Gebäude als Baustoffspeicher dienen soll, wurden die möglichst roh belassenen Materialien vorab auf ihre Weiterverwendbarkeit und Fähigkeit des Nachwachsens geprüft. So kamen u.a. im Innenausbau Lehmbaumaterialien für Trockenbauwände, Gussasphaltrestprodukte für Bodenbeläge, recycelte Holzfaserdämmstoffe und Schaumglas sowie Wärmedämmung aus z.T. regionalen, mineralischen Rohstoffen zum Einsatz. Zur Heizung und Kühlung wurde ein im Erdreich befindlicher Eisspeicher mit Wärmepumpen- und sog. Kraftdachtechnologie, als Kombination aus Solarabsorber und PV-Anlage integriert. Ein ausgeklügeltes System aus begrünten Dachflächen, Zisternen und Rigolen regelt die nachhaltige Regenwasserableitung.

 

Das Projekt zeichnet sich im Gesamtergebnis samt Realisierung mit Blick auf die besondere planerische Herausforderung aus. Aufgrund seiner gestalterischen und technischen Qualitäten sowie zahlreicher innovativer, partnerschaftlicher Planungsansätze, wird es somit als baukulturell interessanter Beitrag mit einer Auszeichnung bedacht.

 

Anerkennung: Neubau Eingangsgebäude Freilichtmuseum Hagen, Schnoklake Betz Dömer Architekten

 

Die historischen Gebäude des westfälische Landesmuseum für Handwerk und Technik in Hagen wurden durch zwei ineinander verschränkte, eingeschossige Eingangsgebäude ergänzt. Gegenläufige Pultdächer lagern auf glänzenden metallischen bzw. gläsernen Sockeln.

 

Der Entwurf überzeugt durch eine sehr gute interdisziplinäre Durcharbeitung und nachhaltige Bauweise. Die aus dem Klimawandel resultierenden kreislauffähigen Konstruktionsformen sind integraler Bestandteil des Gebäudekonzepts. Es wurde Holz als nachwachsender Baustoff im Gebäudeinneren und im Dach verwendet, die Nutzung von Geothermie sowie Photovoltaik zur Energiegewinnung umgesetzt, Dachüberstände als effektive Möglichkeit des sommerlichen Wärmeschutzes vorgesehen, Ausbildung von Klimazonen innerhalb des Gebäudes zur Verringerung des Energiebedarfs konzipiert, Eingriffe in die Natur schonend gestaltet und das Regenwasser direkt dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. Die Bearbeitung erfolgte mithilfe interdisziplinärer Optimierungsmethoden, wie beispielsweise dynamischen Energiesimulationen, Lebenszyklusberechnungen und Vergleichsberechnungen des CO2-Footprints für verschiedene Geometrien und Materialien. Die Entwurfsverfasser konnten somit den Referenzwert des GlobalWarming-Potenzials um 30 Prozent unterschreiten und eine DGNB-Platin-Bewertung erreichen. Die Jury würdigt den Neubau des Eingangsgebäudes auf Grund seiner überzeugenden baukulturellen und technischen Qualität als sichtbares Ergebnis einer bespielhaften Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, ganz im Sinne des Balthasar Neumann Preises.

 

Jury Balthasar-Neumann-Preis 2023

 

Jutta Albus, Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen, TU Dortmund

Peter Geiger, Partner heilergeiger architekten und stadtplaner BDA, Kempten

Silke Lange, Assoziierte Partnerin RKW Architektur +, Düsseldorf

Boris Peter, Tragwerks- und Holzbauplanung, Stuttgart

Katja Reich, Stellv. Chefredakteurin DBZ, Berlin

Ernst Uhing, Vizepräsident BDB, Lüdenscheid Fakten Balthasar-Neumann-Preis 2023

 

Auslobung: 13. Juni 2022 Einreichungsschluss: 31. Oktober 2022 Jurysitzung: 19./20. Januar 2023

Bekanntgabe der Preisträger: 19. April 2023 im Rahmen der BAU 2023. Dotiert mit 10.000 €

Auslober DBZ Deutsche Bauzeitschrift, Bauverlag BV GmbH, Gütersloh/Berlin, vertreten durch: Dipl.-Ing. Katja Reich, Stellvertretende Chefredakteurin DBZ BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. (BDB), Berlin, vertreten durch: Dipl.-Ing. Ernst Uhing, Vizepräsident BDB

 

www.balthasar-neumann-preis.de

 

Forschung

Wie können Fassadenflächen zur Solarenergiegewinnung beitragen und zugleich ansprechend gestaltet sein? „Bis 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein, der Energiebedarf soll wesentlich aus standortnahen erneuerbaren Energien wie Solarenergie gedeckt werden.  weiterlesen         

Freitag, 01 März 2024 20:52

20 Jahre HÄUSER-AWARD 2023

 

Die besten individuellen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Häuser prämiert: Siegerobjekte stehen in der Uckermark, Belgien, Leipzig, Köln und in Südtirol. HÄUSER, das Premium-Magazin für internationale Architektur und modernes Design, präsentiert die Sieger des HÄUSER-AWARD 2023. Zum zwanzigjährigen Bestehen des Wettbewerbs wurden die besten individuellen Wohnhäuser gesucht, die sich mit den Fragen der Gegenwart auseinandersetzen, aber genauso vorausschauend in die Zukunft blicken. Es sind gelungene, klug geplante und gestalterisch anspruchsvolle Bauten, die beweisen, dass sich für das private Wohnhaus vorbildliche und architektonisch herausragende Lösungen finden lassen.

 

Anne Zuber, Chefredakteurin HÄUSER: "Anlässlich der 20. Verleihung des Awards zeigen wir das weite Spektrum des individuellen Wohnens. Und wir sind begeistert von dem Erfindungsreichtum, der Klugheit und dem ästhetischen Gespür, mit dem so viele Architektenbüros immer wieder Herausragendes leisten. Gerade weil die Baubranche und wir als Gesellschaft vor großen Aufgaben stehen, ist es um so wichtiger, einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, wie vielseitig, intelligent und kreativ die Lösungen kluger Architektinnen und Architekten sind, besonders im Hinblick auf Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Zwanzig Projekte wurden ausgezeichnet, die Menschen ein großartiges Zuhause bieten und gleichzeitig der Gemeinschaft verpflichtet sind."
 

Den 1. Preis (7.000 Euro) erhält der Berliner Architekt Thomas Kröger für den Umbau eines ehemaligen Bauernhauses mit Stallung zum Feriendomizil in Blankensee in der Uckermark. "Bis ins kleinste Detail hinein wirken Anmut und Schönheit. Der 'goldenen Energie' des Bestands so überzeugend ein Gesicht zu geben, ist heute, da der Erhalt der in Häusern gebundenen sogenannten grauen Emissionen immer bedeutsamer wird, ein vielversprechender Weg auch zur Lösung unserer Klimaprobleme," urteilt die Jury. 

 

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Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an David Driesen und Tom Verschueren von dmvA architecten für die Renovierung und den Umbau des Haues "PVO" im belgischen Mechelen. "Diese Arbeit besticht durch ihren einfühlsamen Umgang mit einer Bestandsarchitektur aus den 1950er-Jahren. Es entsteht eine beispielhaft schöne Assemblage, spannend, wohlproportioniert und eigenständig", sagt die Jury. Zusätzlich erhielten die Bauherren den Bauherrenpreis (1.000 Euro) vom VPB. 

 

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2. Preis

 

Den 3. Preis (3.000 Euro) gewinnt Florian Voigt für die "Blechbüchse" in Leipzig. Die Renovierung und Erweiterung eines Siedlungshauses aus den späten 1930er-Jahren ist laut Jury: "von beeindruckender Effektivität. Die kluge Planung und die bis ins kleinste Detail wunderbar umgesetzte Materialwahl schaffen bei relativ geringem Aufwand einen essenziellen Wohnwertgewinn." Zusätzlich erhielten die Bauherren den Bauherrenpreis (1.000 Euro) vom VPB.In Kooperation mit Parkett Dietrich würdigt HÄUSER herausragende Innenraumgestaltung mit dem Interior-Preis. Der Preis (2.000 Euro) geht an Pedevilla Architects für das "Haus G - Steinernes Mandl" in Gossensaß, Südtirol/ Italien. Die Jury urteilt: "Die erdig-felsige, scheinbar gewachsene Erscheinung des Äußeren zieht sich auch in den Innenraum. Hier werden ganz selbstverständlich unterschiedliche Atmosphären für Rückzug und Geborgenheit, aber auch für Kommunikation und familiäre Aktivitäten erzeugt. So entsteht durch Raumkomposition und feinste Materialwahl im besten Sinne ein Lebensraum mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre."

 

Den Sonderpreis der Jury (2.000 Euro) vom Verband Privater Bauherren e.V. VPB gestiftet erhält "Haus K 18" in Köln von Architekt Till Robin Kurz. Mit dieser Arbeit prämiert die Jury eine vorbildliche Lösung für einen identitätsstiftenden Neubau in einem schwierigen, heterogenen städtebaulichen Umfeld. "Auf sehr geringer Grundstücksfläche ist ein kompaktes Wohnhaus entstanden, das als überzeugender Beitrag für flächensparendes, qualitätvolles Bauen gewürdigt wird. Zu dem Gesamtkonzept gehört ebenso ein ressourcensparendes Energiekonzept wie das nachhaltige Verwenden von Baumaterialien."Aus den insgesamt zwanzig Finalist:innen wählten die Leser:innen den dritten Preis der Fachjury auf ihren ersten Platz. Architekt Florian Voigt kann sich über das Siegerpodest dem Leserpreis 2023 für die "Blechbüchse" in Leipzig freuen.HÄUSER veranstaltet den HÄUSER-AWARD gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB), JUNG und Parkett Dietrich. Die Jury vergab Preisgelder in Höhe von insgesamt 19.000 Euro. Zusätzlich zeichnete der VPB die Bauherren der preisgekrönten Objekte mit einer Prämie von je 1.000 Euro aus.Die Jury des HÄUSER-AWARD 2023: Susanne Wartzeck, Präsidentin Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA; Thomas Penningh, Präsident Verband Privater Bauherren (VPB); Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur, Jo Landwehr von LH Architekten, und Anne Zuber, HÄUSER-Chefredakteurin.Die Gewinner werden am 13. April in Hamburg bei einer feierlichen Preisverleihung im Rahmen der JUNG Elbgespräche im Business Club Hamburg an der Elbchaussee ausgezeichnet.Als Medienpartner begleitet der Nachrichtensender ntv den HÄUSER-AWARD und berichtet darüber im ntv Service am 18. April um 18:35 Uhr (Wiederholung am 19. April um 14:35 Uhr) in einer Sondersendung. Danach ist die Sendung abrufbar bei RTL+.Die Sieger des HÄUSER-AWARD 2023 präsentiert die Redaktion in der aktuellen Ausgabe HÄUSER (02/2023, ab 17. April im Handel).

 

www.haeuser-award.de

 

Das Buch zum HÄUSER-AWARD: Die 30 besten aktuellen Wohnhäuser aus ganz Europa - individuell, nachhaltig und zukunftsfähig. Intelligente Lösungen für Neubauten, Umbauten, Erweiterungen und Aufstockungen. Fünf Preisträger, fünfzehn Ausgezeichnete und weitere zehn Projekte aus der Endrunde des Wettbewerbs zeigen die Bandbreite des HÄUSER-AWARD. Am umfassendsten lässt sich das in dem opulent illustrierten Begleitband "Häuser fürs Leben" aus dem Prestel Verlag nachvollziehen. Darin werden alle Projekte anhand von Grundrissen und anschaulichen Texten vorgestellt. "Häuser fürs Leben", Bettina Hintze, 260 Seiten, ISBN: 978-3-7913-8917-2 . Das Buch erscheint im Prestel Verlag, München.

 

Donnerstag, 29 Februar 2024 18:32

Das Haus der Architektin

Das Haus der Architektin
Roman von Mirko Beetschen
Zytglogge Verlag, Bern
1. Auflage, 2023
gebundene Ausgabe, 232 Seiten
Format: 21.4 x 13.9 cm
ISBN: 978-3-7296-5124-1

Bruno Taut. Kunstgewerbe und Möbel für Japan
Entwürfe – Produktion – Konzeption
(Hg.) Manfred Speidel
Gebr. Mann Verlag, Berlin
1. Auflage, 2023
Hardcover, 264 Seiten mit 600 Abb. s/w und farbig
Format 21 x 27 cm
ISBN 978-3-7861-2884-7 

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