Kinostart 01. Juli 2021: Die letzte Schule ist geschlossen, jedes zweite Haus steht leer, weit und breit nur Rapsfelder. Und die Menschen stehen irgendwann vor der Entscheidung – bleiben oder gehen? „Landretter“ spürt unterschiedlichen gesellschaftlichen Phänomenen nach, die der Strukturwandel auf dem Land mit sich bringt und folgt über den Zeitraum von mehreren Jahren vier Menschen, die dem Landleben ungewöhnliche Impulse geben: die Bürgermeisterin im sächsischen Seifhennersdorf gerät zwischen die Fronten, als Eltern durch illegalen Protestunterricht die Schließung der örtlichen Mittelschule verhindern wollen. Eine Bäuerin aus dem Allgäu geht in die Politik und versucht im Europäischen Parlament Druck zu machen gegen Landkonzentration in Europa. Und ein Astronom aus Österreich kämpft für den Schutz des Naturhimmels, indem er gemeinsam mit einem Gastwirt ein kleines, unbekanntes Dorf zum Weltkulturerbe erklären lassen will. Alle vier haben völlig verschiedene Hintergründe, sie verbindet jedoch der feste Glaube an die Kraft des Einzelnen und die Courage, mit ihrem Handeln Neuland zu betreten. Der Film taucht ein in ihren persönlichen Mikrokosmos und zeigt, was dem Niedergang auf dem Land entgegengesetzt werden kann. Dabei erzählt er eine zutiefst europäische Geschichte – denn in ganz Europa stehen die Menschen auf dem Land vor vergleichbaren Herausforderungen.

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis für Holstenfleet Kiel
Seit 2020 wird die Innenstadt der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel durch den Holstenfleet belebt, der vorher „Kleiner Kiel-Kanal" hieß. Dieser wurde mit über 5 km Kebony Holz fertiggestellt und preisgekrönt – ausgezeichnet mit dem Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis. Geplant wurde das Projekt von bgmr Landschaftsarchitekten aus Berlin, für die Ausführung war Erwin Rumpf Garten- und Landschaftsbau verantwortlich.
Das Holstenfleet ist an den vielen Sonnentagen im April zum beliebten Treffpunkt in Kiels neuer Mitte geworden. Auch bundesweit kommt die neugestaltete Holstenbrücke sehr gut an: Im Wettbewerb um den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2021 erhielt das Bauwerk mit dem Arbeitstitel Kleiner Kiel-Kanal und dem heute genutzten Namen Holstenfleet die Auszeichnung in der Kategorie „Öffentlicher Raum als Zentrum“. Die Ehrung wird voraussichtlich im Oktober in Berlin stattfinden.
Kiels Baudezernentin Doris Grondke freut sich sehr über die Auszeichnung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten: „Sie ist der hervorragende Beweis, dass es richtig ist, qualitätsvoll zu planen und zu bauen. Das Holstenfleet wird von den Menschen als Ort des Verweilens angenommen und gleichermaßen von den Fachleuten gelobt. Der lange und mitunter steinige Weg hat sich gelohnt. Das Holstenfleet trägt zur Belebung und Attraktivierung der Kieler Innenstadt und zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts bei.“
Kleiner Kiel Kanal, Foto (c) René Sievert |
Das kann Oberbürgermeister Ulf Kämpfer nur bestätigen. Er verweist auf die bald eröffnenden Gastronomiebetriebe direkt am Holstenfleet und die weit fortgeschrittenen Bauarbeiten für Hotel, Boardinghaus und Wohnungen am Berliner Platz. Kämpfer: „Kiels neue Mitte hat sich auch als Magnet für Investitionen erwiesen. Wir haben mit dem Holstenfleet etwas angestoßen, von dem die Kieler Innenstadt noch lange profitieren kann: ein entspannter maritimer Stadtplatz, neue Gastronomiebetriebe, ein Hotel, neue Wohnungen, neues Leben. Als nächstes schauen wir nun, wie wir auch die Holstenstraße erfolgreich umgestalten können.“
Gewählt wurde für die Holzbereiche ein norwegisches Holzprodukt. Kebony ist pflegeleicht und haltbar – perfekt für öffentliche Bereiche wie den Holstenfleet, für die nur wenige Pflegeintervalle eingeplant werden können. Marcell Bernhardt, Deutschlandchef Kebony: „Der Holstenfleet ist auch eines unserer Lieblingsprojekte gewesen – wie toll, dass der Preis in eine Stadt geht, die mit der Fähre Kiel-Oslo eine direkte Verbindung in die norwegische Heimat unseres Holzes hat. Wir werden bei Besuchen vor Ort sicherlich viele Landschaftsarchitek:tinnen davon überzeugen können, wie gut Kebony in den öffentlichen Raum passt!“
Dort, wo heute das Holstenfleet zum Flanieren und Entspannen einlädt, war früher einmal die Holstenbrücke. Die Stadt Kiel forderte eine moderne, einladende, nachhaltige und zukunftsweisende Umsetzung für die Neugestaltung. In der Umgebung des Holstenfleets entstehen in den kommenden Jahren über 100 Wohnungen, 90 Apartments, zahlreiche Geschäfte, Gastronomie und zwei Hotels. Für die Wege, Flächen und Sitzbänke wurde Kebony Character eingesetzt. Auf über 5 km Kebony können die Besucher spazieren gehen und sich dann direkt am Fleet auf dem haltbaren Holz ausruhen. Kebony Produkte bestehen aus FSC-zertifizierter Waldkiefer, die mit Bio-Alkohol behandelt wurde. Die patentierte Technologie verändert dauerhaft die Zellstruktur des Holzes und schafft ein einzigartiges Holzprodukt mit hervorragender Stabilität, minimalem Wartungsaufwand und langer Lebensdauer.
Kleiner Kiel Kanal, Foto (c) René Sievert |
Ausgeklügelte Technik im neuen Zentrum
Mit dem Projekt verfolgt die Stadt Kiel das Ziel die vormals als ÖPNV-Knotenpunkt und Durchgangsstraße genutzte Holstenbrücke zu einer Platzfläche mit hoher Aufenthaltsqualität umzugestalten. Durch Herstellung zweier raumgreifender Wasseranlagen konnte das Motiv einer historischen Wasserverbindung wiederbelebt werden. Wo noch vor wenigen Jahren Fußgänger in Randbereiche eines Kreisverkehrs gedrängt wurden oder den autogerechten Straßenraum durch eine dunkle Passage umgingen, wird heute unter freiem Himmel am Wasser und auf Kebony Holz flaniert.In enger Bindung zur bestehenden Fußgängerzone ist ein entspannter, moderner Stadtplatz entstanden. Die ehemalige Barriere im Stadtzentrum hat sich zu einem wichtigen Freiraumgelenk entwickelt. Die Holstenbrücke wird so wieder zur Bühne des öffentlichen Lebens. Die aus zwei Becken bestehende Wasserfläche verbindet zumindest optisch den Bootshafen und den Kleinen Kiel. Das Fleet ist 170 Meter lang und 9,5 Meter breit. Ein pfiffiges Reinigungssystem die angestrebte Wasserqualität dauerhaft erhalten. Es ist eine Mischung aus bepflanzten Bodenfiltern, mechanischen Filtern und technischen Anlagen, die dafür sorgen, dass das Wasser in den Becken des Holstenfleets in einem Kreislauf umgewälzt und dabei ständig gereinigt wird.
Das Holstenfleet in der Kieler Innenstadt Foto (c) Mona Taube/ Lh Kiel |
Mit dem seit 1993 alle zwei Jahre vergebenen Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis werden beispielhafte Projekte und deren Planer*innen ausgezeichnet. Gewürdigt werden herausragende, auch konzeptionelle Planungsleistungen, die ästhetisch anspruchsvolle, innovative, ökologische Lösungen aufweisen. Der Erste Preis 2021 ging an den Westpark Augsburg. Neun weitere Projekte – darunter das Kieler Holstenfleet – erhielten eine Auszeichnung in jeweils einer Kategorie.
Auszeichnungen in folgenden Kategorien
Öffentlicher Raum als Zentrum
Kleiner Kiel-Kanal – Holstenfleet Kiel, Entwurfsverfasser: bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin.
Wohnumfeld
Park Mitte, Hamburg-Altona, Entwurfsverfasser: Krebs und Herde Landschaftsarchitekten, Winterthur/Schweiz.
Landschafts- und Umweltplanung / Landschaftserleben
Baumkirchen-Mitte, München, Entwurfsverfasser: mahl ∙ gebhard ∙ konzepte Landschaftsarchitekten bdla Stadtplaner, München.
Sport, Spiel, Bewegung
Schulen am See, Hard (Österreich), Entwurfsverfasser: TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur, München.
Landschaftsarchitektur im Detail
Natur in Wassertrüdingen, Entwurfsverfasser: PLANORAMA Landschaftsarchitektur, Berlin.
Klimaanpassung
Klimawäldchen am Wollhausplatz, Heilbronn, Entwurfsverfasser: Stadt Heilbronn, Grünflächenamt.
Historische Anlagen
Stadtentwicklung Eutin, Entwurfsverfasser: A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin.
Digitale Innovation
Sommerinsel – Die Landschaft aus der digitalen Matrix, Heilbronn, Entwurfsverfasser: LOMA architecture landscape urbanism, Kassel
Atmosphärische Räume
Ergänzender Museumsumbau am Peter-August-Böckstiegel-Haus, Werther (Westf.), Entwurfsverfasser: Planergruppe GmbH Oberhausen, Essen.Die Preisverleihung
Am Freitag, 13. Mai 2022 findet am Abend im Allianz Forum am Pariser Platz in Berlins Mitte die Verleihung des Ersten Preises und der Auszeichnungen im Wettbewerb um den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2021 statt.
Meldung: Landeshauptstadt Kiel und Kebony AS, Oslo
Wem gehört mein Dorf?
Kinostart 12. August 2021: Als die letzte unberührte Küste bebaut werden soll und das einzigartige, malerische Naturschutzgebiet in Gefahr ist, regt sich deutlich der Unmut unter einigen Bürger*innen. Seit Jahren dominiert eine Gruppe von Männern, die „Vier von der Stange“ den Gemeinderat. Sie unterstützen sämtliche Projekte eines millionenstarken Bauinvestors aus Nordrhein-Westfalen, der in Göhren nach der Wende so viele Hotels und Ferienhäuser baute wie kein anderer. Die engagierten Göhrener Nadine und ihr Vater Bernd erkennen schnell, dass sie nur gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas ändern können. Sie gründen eine Bürgerinitiative und treten bei der Kommunalwahl an. Schaffen sie es, sich gegen das Geld und die Mächtigen zu stellen und ihr Dorf in eine andere Zukunft zu führen?
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Diese Frage beantwortet der Film und bleibt durchgängig bei der Sache, schweift nicht ab und verläuft so ins Leere, sondern erzeugt einen Spannungsverlauf durch die politische Stellungnahme Einzelner und Mehrerer, die sich den Mut genommen haben, das Wort gegen diejenigen zu erheben, die scheinbaren Wohlstand und Investitionen nach Göhren gebracht haben. Doch Wohlstand ist nicht alles, die Vorzüge der kapitalistischen Gesellschaft können auch nach hinten losgehen und gewaltige Nachteile mit sich bringen. Der individuelle Entscheidungswille der Göhrener Bürger und Bürgerinnen darf durch unsolide Euro-Spekulationen nicht ins Hintertreffen geraten, lautet die Forderung dagegen. Die Bürger der Gemeinde Göhren sind aufgerufen dem bevorstehenden Unglück etwas entgegenzustellen. Die Ausschlachtung der örtlichen Ressourcen und seiner naturbelassenen Umgebung durch nicht in die Landschaft passende Hotel- und Klinikneubauten darf nicht passieren. Großinvestoren lassen die nötige Rücksicht vermissen beim Landschaftsschutz. Ein Kapital, das letztlich unbezahlbar ist und jedem Hotel- oder Klinikpanorama ethisch entgegenstehen dürfte.
Nadine Förster ist in Göhren aufgewachsen und war jahrelang in der ganzen Welt unterwegs, um dann wiederzukommen. 2014 gründete sie zusammen mit anderen Bürger*innen und ihrem Vater die Bürger-initiative „Lebenswertes Göhren”. Sie ist die führende Kraft der Wähler*innengruppe “Bürger für Göhren”. Bernd Elgeti lebt schon immer in Göhren und setzt sich seit über 40 Jahren für den Na-turschutz ein. Er und seine Tochter Nadine Förster sind zusammen die führenden Köpfe der Bürgerinitiative. Bernd will die wunder-schöne Natur im Biosphärenreservat rund um Göhren unbedingt erhalten und vor der Zerstörung durch Tourismusprojekte schützen.
Laufzeit: 96 Minuten, Deutschland 2021 / DCP / 1,78:1 Farbe Deutsch, Verleih: jip film & verleih Filmwebsite…
Buch & Regie: Christoph Eder Mit: Nadine Förster, Bernd Elgeti, Markus Pigard, Wolfgang Pester, Wilfried Horst, u.a. Kamera: Domenik Schuster Ton: Michael Holz, Ludwig Müller Filmmusik: Anna Kühlein Schnitt: Patrick Richter Producerin: Claritta Kratochwil |
Produzenten: Marcel Lenz, Guido Schwab – ostlicht filmproduktion Koproduzenten: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF Rundfunk Berlin-Brandenburg Gefördert von: Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) |
Der Film zeigt auf, welche Gegensätze aufeinanderprallen beim Versuch die eigene Heimat vor willkürlicher Vernichtung zu beschützen. Die Auseinandersetzungen gehen so weit, indem Einwohnern der Gemeinde untersagt bleibt, einfach zu behaupten, diese Form der Investitionen ziehen Wohnraumvernichtung im Ort nach sich. Es gibt immer weniger Wohnungen in Göhren, da vorhandene in Ferienwohnungen und Hotels umgewandelt werden. Darunter leiden die Einheimischen. Alles in allem eine einseitige Sichtweise, die durch sinnentleerte Umstrukturierung und ungewollte Neubebauung verursacht wurde. Aus landschaftlicher Vielfalt mit ausgedehnten Naturräumen entlang der Ostseeküste entstehen immer mehr die Inseln des Kapitalismus, welche Räume der Monotonie und Ohnmacht zur Folge haben. Diesen Gedanken zeichnet der Film mit seinen Stilmitteln konsequent nach, vermittelt die rege Diskussion, die in Form von Bürgerinitiativen und Akteuren viel Raum dazu gibt, sich gegen Missstände zu organisieren.
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Ein ähnlicher Film ist “LANDRETTER” (2021) von Regisseurin Gesa Hollerbach, der sich mit einer ebenso prekären Problematik innerhalb der Landbevölkerung befasst, aber meiner Meinung nach nicht so konsequent den Faden des Protests gegen die Verursacher der Missstände verfolgt, sondern durch mehrere völlig unterschiedliche Episoden versucht, eine Form der Vielgestaltigkeit in den Dokumentarfilm zu bringen. Sie beklagt vor allem Investitionsmangel, Leerstand und Bauverfall bei alten Häusern. Hier ist die Doku “WEM GEHÖRT MEIN DORF?” szenisch eindringlicher gefasst, das Erinnerungsvermögen und die Abläufe innerhalb der Gemeinde sind nachhaltiger und bleiben deshalb stärker im Gedächtnis verankert.
Siehe auch: Interview mit dem Regisseur Christoph Eder
Neues Mehrzweckgebäude erhöht den Wiedererkennungswert
Baubetrieb
Der schnelle Weg zur Baugenehmigung
Handbuch
Weltweiter Bauboom trotz Corona
Studie
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Architektur lesen! Faschismus und Architektur. Max Bächers Auseinandersetzung mit Albert Speer
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Max Bächers Auseinandersetzung mit Albert Speer | CCSA Topic
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Sprache: Deutsch/ English
Größe: 16 x 23 cm
ISBN 978-3-944425-15-3
Architektur lesen! Belgrads radikale Ränder
Belgrads radikale Ränder
Vergangenheitspolitik und die postpolitische Stadt
Linda Lackner
adocs Verlag, Hamburg
1. Auflage, 2020
Softcover, 280 Seiten
Größe: 16,98 x 12.1 x 2 cm
ISBN: 9783943253368