Praktisches Handbuch im Taschenformat aktuell und zeitgemäß
Das Taschenbuch aus dem VS Verlag liefert 120 Seiten komprimiertes Wissen rund um Energiewirtschaft sowohl der BRD als auch der EU. Geht außerdem auf das schwierige Thema der zukunftsorientierten Energiepolitik ein und versucht damit Atomenergie kritisch zu hinterfragen. Wer sich also auf einen aktuellen Kenntnisstand bringen will was Energiewirtschaft angeht, sollte dieses Buch 2009/2010 nicht versäumen. Die Autoren sind ein Rechtsanwalt und ein Politikwissenschaftler, was nur für den knappen Raum spricht, mit dem der kleine Band auskommt. Allerdings wirken die Argumente, insbesondere was Atomenergie angeht manchmal etwas lehrmeisterlich und emotionslos in der Herangehensweise. Gerade wenn es heißt: Atomkraft - nein Danke!
Ergänzt werden die sechs mal zehn Minuten Lese-Inhalt durch mehrere Diagramme, die das Verständnis schärfen über Zusammenhänge in Strom- und Energiewirtschaft. Am Anfang steht das Einmaleins der Strombegriffe, womit sich auch der Unkundige in eine leicht verständliche Materie einlesen kann. Dabei geht es jedoch nicht darum, wer gerade der günstigste Stromanbieter auf dem Markt ist. Solche Empfehlungen werden gewissentlich ausgelassen.
Als erstes geht es um erneuerbare Energien. Ein 10minütiges Referat auf 16 Seiten berichtet über Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik. Wartet mit Zahlen auf, wonach die USA die höchste Leistung erbringen bei der Energiegewinnung durch Windkraft. Eine historische Herleitung aus dem 19. Jahrhundert bis hin zur aerodynamischen Anwendung von Dynamos in Windkraftanlagen seit den 1950er Jahren werden knapp umschrieben. Der Ausbau der Windkraft ging schnell, was bis 1991 nur marginal war.
Gefolgt von 10 Minuten Kohle und Gas. Im Streit um Reserven und Ressourcen kommen die Autoren aufgrund der Erhebungen beim Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe zu dem Ergebnis, daß diese noch 125 Jahre vorrätig sind und dann als Energieressource versiegen. Die schematische Darstellung wie ein Kohlekraftwerk aufgebaut ist, kommt zu dem Schluß, daß immer nach dem gleichen Prinzip gearbeitet wird: Luft wird verdichtet, mit brennbarem Gas gemischt, entzündet und beschleunigt. Große Probleme bereitet hierbei der CO2 Ausstoß. Die Antwort zeigt technologische Neuerungen auf, die Sorge zur Verbesserung tragen, wie dies im übrigen auch auf andere Technologien zutrifft. Das kann jedoch leicht ins Auge gehen, nämlich dann, wenn die versprochenen Neuerungen ausbleiben.
"Energie in 60 Minuten" ist aber auch dann noch kritisch genug, um Gefahren zu erkennen, die mit Technik und Mensch unwiederbringlich verknüpft bleiben. Die vieldiskutierte Kraft-Wärme Kopplung wird in diesem Zusammenhang erwähnt.
10 Minuten Atomenergie trägt den Untertitel Allmachtsfantasie oder "German Angst". Es wird die Frage gestellt, wie die Deutschen dazu kommen auf Atomenergie verzichten zu wollen? - ganz einfach, Atomkraft ist viel zu gefährlich und wer nicht mit den dramatischen Konsequenzen rechnet, der hat die Zukunft verschlafen. Die Argumente gegen Atomkraft im Buch wirken konstruiert, wenn gesagt wird, die Proteste der 1970er Jahre seien vorüber. Heute gehe es um die Verringerung im CO2 Ausstoß. Der Atommüll durchlaufe erst eine Serie an Aufbereitungsschritten, bevor ein Endlager gefunden werden muß.
Weiterführend ist der Beitrag 10 Minuten Netz und Transport. Hier werden Vergleiche gezogen, wann und wieviel Strom zur Verfügung steht. Das Just-in-Time-Prinzip geht davon aus, daß immer gleich viel Strom vorhanden ist. Hier wird das Bild von einem See genommen, der immer exakt den gleichen Wasserstand halten muß. In den See münden zahlreiche Rohre, die frisches Wasser zuführen. Was hier zu kurz kommt, ist die Stromversorgung durch Selbst- oder Eigenerzeugung. Vielmehr argumentieren die Autoren mit einer Vorstellung, die ausschließlich von der industriell geprägten Gesellschaft ausgeht und sich damit in permanenter Produktion befindet. Höhen und Tiefen sind beinahe ausgeschlossen. Ziel ist die gleichmäßige und vereinheitlichte Versorgung mit der Ware Strom, praktisch aus dem Discount. Unterstützt wird die Feststellung durch Diagramme mit dem Durchschnittsverbrauch je Tag. Intelligente Netze smart grids berücksichtigen immerhin, daß in Zukunft weniger große Anbieter aber mehr kleine auf dem Verbrauchermarkt erscheinen werden, so daß sich Verbraucher und Produzenten mehr und mehr mischen.
der nächste 10 Minuten Abschnitt handelt um Strom und Preise. Das ist ein weites Feld, womit sich die Autoren allerdings nur knapp beschäftigen, zumindest wenn es um die großen Anbieter in der Branche geht. Ganz unabhängig sind die Herausgeber, Thomas Kästner und Andreas Kießling, hier aber auch nicht, die auf dem Rückendeckel als qualifizierte E.ON-Mitabeiter spezifiziert werden. Energie- oder Brotpreise, Monopol oder Markt, was kostet der Strom? Die wirtschaftliche Seite ist ein grundlegender Faktor in den Überlegungen und bei der Ursachenbekämpfung, die angestellt werden, womit sich anhängende Diskussionen auseinandersetzen.
10 Minuten Zukunft der Technik klingt erst einmal übertrieben. Es geht an erster Stelle um die Effizienz. Allein spritsparende Autos können nicht die Lösung sein. Autos dürfen überhaupt keinen Sprit mehr verwenden, lautet die Forderung eines ehemaligen SAP-Vorstandes. Solartechnik und Wüstenstrom gehört die Zukunft, wenn es nach "Energie in 60 Minuten" geht. Die Kernfusion dagegen ist noch am weitesten von einer fortschrittlichen Entwicklung entfernt.
Rigide Frage bei den Autoren am Schluß: Was ist zu tun? Abhilfe schafft eine Zukunftsvision vom 01. Oktober 2030. Die Ausmalung eines Szenarios erklärt: der Haussegen in Düsseldorf hängt schief, weil immer wieder die gleiche Diskussion von vorne beginnt. Strom speichern geht, aber wie am besten bewerkstelligen?
Im Anschluß folgt ein Serviceteil mit Internetadressen der im Bundestag vertretenen Parteien, Umweltschutz-Organisationen, verschiedene Statistik-Anbieter sowie die Adressen diverser Wirtschaftsinstitutionen.