Eigenlogik haben immer Dinge oder Menschen, die nicht durchschaubar sind. Das würde aber das Gegenteil von Transparenz bedeuten. Eng verwandt hiermit ist auch der Begriff der Idiotie, was schnell ins Zwielichte abgleitet. Informell geht es um den "Habitus", den vor allem Städte mitsamt der Auswirkungen auf die Bewohner haben. Aus immer neuen Blickwinkeln wird die Begrifflichkeit gedreht und gewendet, um daraus einen festen Arbeitsbegriff zu modulieren. Beinahe konsequent gleich geschieht dies bei sämtlichen Autoren im Buch. Gemeint ist eine strukturalistisch geordnete Herangehensweise nach Pierre Bourdieu (1930-2002), ein französischer Soziologe, der unter anderem in der Nachfolge von Max Weber und Ferdinand de Saussure steht. Ziel ist das interdisziplinäre Forschungsprogramm Stadtforschung an der TU-Darmstadt weiter voranzutreiben, um damit auch immer wieder ganz neue Forschungszweige zu erfinden und zu eröffnen.
Martina Löw Stadtsoziologin und Sprecherin des Interdisziplinären Forschungsschwerpunktes Stadtforschung der TU-Darmstadt, Foto (c) Kulturexpress
Großstädte haben Ausstrahlung, meint die Autorin, wobei der Begriff Eigenlogik viel besser auf Städte zutrifft. Aus einem Wechselspiel aus vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen und sozialen Praktiken folgt die städtische Habitusform. Wobei eine Nutzung und die Aneignung urbaner Räume eng an eingenommene Sozialpositionen gebunden ist.
In einem der Beispiele gibt es die Differenzierung zwischen Habitus der Stadt und "City Habitus" sowie Habitus der Stadtregion. Derlei Ausführungen orientieren sich an mehreren Überlegungen. Weder Einzelanalysen noch generalisierende Aussagen über die Stadt können den Gegenstand angemessen erfassen. Modellvorstellungen führen nur zu einem verzerrten Bild. Die habituell erzeugten Aussagen lassen sich weder intentional noch strukturell aufklären, sondern sie lassen sich allein durch ihre Eigenlogik erschließen.
Erste Studien zum Habitus der Städte liegen im deutschsprachigen Raum bereits vor. Sowohl Franz Bockrath als auch Rolf Lindner, zwei der Autoren, gebrauchen den Begriff Habitus im Sinne Bordieus. Rolf Lindner rekrutiert drei Kategorien: Textur, Habitus und das Imaginäre. Textur wird mit Anselm Strauss verknüpft. Eine kumulative Kultur der Städte tritt hervor, wobei Stadt durchaus immer verstrickt ist, wie dies Gerald D. Suttle formuliert. Das Imaginäre der Stadt als Summe aus latenten Dispositionen, was nicht den Gegensatz zur Realität bildet und nicht deren Verdopplung bedeutet.
Ulf Matthiesen fragt sich, in welchem Verhältnis stehen Städte und Wissen zueinander? Aus wissensbasierter Stadtentwicklung folgt der Habitus der Stadt und dessen Spezifizierung. Es geht hierbei mehr um einen Denkstil und weniger um einen Aufgabenkatalog. Ein anderer Ansatz sieht Stadt als Siedlungsform, die die Bewegung fremder Menschen wahrscheinlich mache (Sennett, 1983) Kann man Dichte in Städten beobachten? Verdichtung im mathematischen Sinne bedeutet: Produkt aus Masse und Volumen. Stadt ist ein Abstraktor. Petra Gehring zieht auf Seite 166 unter Punkt 8 ein Fazit, indem sie Bezug auf Foucaults Wissenstheorie nimmt. Der städtische Raum als Voraussetzung des Sozialen hat einen direkten Bezug zur Eigenlogik, wie aus dem Beitrag von Gerd Held hervorgeht.
Die Eigenart der Städte Frankfurt und Hamburg im Vergleich der Frankfurter Soziologie Professorin Marianne Rodenstein beschäftigt sich mit Eigenlogik als Heuristik und Methode zur Untersuchung städtischer Entwicklungen. Jürgen Hasse, Professor für Humangeographie, nennt seinen Beitrag: "Stadt" als schwimmender Terminus. Cedric Janowicz betrachtet die Eigenlogik der Städte Afrikas. Karsten Zimmermann nimmt sich aus politikwissenschaftlicher Sicht der Fragestellung an.
Mit Eigenlogik wird hier die Soziologie der Städte angesprochen. Beobachtungen, Thesen und theoretische Überlegungen mit einem Darmstädter Schwerpunkt, sagt die Autorin. Salzburg, Wien und Linz, was haben diese Städte gemeinsam? Wenn hier auf diese Weise gebaut würde, dann ginge das nicht so einfach. Raumstrukturen, Sozialstrukturen und Gefühlsstrukturen kommen zum Ausdruck. Woran liegt es, das Menschen in jenen Städten anders handeln als in diesen, obwohl es Städte des gleichen Landes sind. Es gibt einen gemeinsamen Sinnbezug in Städten, wie dies mit Staaten geschieht. Städte sind nur die nächst kleinere Einheit, wenn es um solche Sinneinheiten gehen soll. Eine Entzifferung der Persönlichkeit erklärt sich oftmals nur daraus, woher jemand kommt. Städte machen etwas mit uns, denn wir kommen nicht ungeschoren davon. Manchester und Sheffield sind zwei britische Städte um ein martialisches Bild verlorener Größe. Die Bremerhavener sagen, wir können die Stadt nur von außen aufbauen. Die Rostocker sagen, wir schaffen das auch mit unseren eigenen Leuten.
Stadt ist wie ein öffentliches Wohnzimmer. Hybride Formen öffentlich - privat kommen zum Vorschein. Beispiel ist der Christopher-Street-Day, eine globale Parade wie sie aus den USA bekannt geworden sind. Der Kölner Karneval ist ein Beispiel. Doch was sind das eigentlich für Strukturen? Architekten werden beauftragt und beschreiben Raumstrukturen. Die ökonomischen Verhältnisse beschreiben das Klima. Historiker denken über Ursprungsmythen nach. 85 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt in Städten. In die Stadt kann jeder gehen der will, heißt es. Deren Heterogenität unterscheidet sich extrem vom Nationalstaat, was viel stärker gleichzusetzen wäre mit Ausschluß.
Spaltung und Teilung ist ein dominantes Muster der Städte. Es finden sich immer wieder von neuem solche Spaltungen. München kennt diese Spaltungen nicht. Rostock braucht nur leichte Impulse, um sich selbst in Gang zu bringen. Tel Aviv ist eine popkulturelle Stadt am Meer. In Darmstadt wird interdisziplinär gearbeitet, erklärt Martina Löw. Die Autorin würde sich übernehmen, meint jemand. Doch wer ist es, der Anteil an der Eigenlogik hat?
Deutsche Städte bleiben relativ stabil in ihren Größenordnungen. Jede Stadt ist dazu verdammt, sich zu wiederholen. Deshalb sind Krisen eine echte Chance, doch diese werden häufig nicht genutzt. Lebensgewohnheiten gleichen sich. In Bremerhaven gibt es eine Initiative, die sich mit Netzwerkbildung beschäftigt genauso wie in Rostock.. Das heißt, Hilfe von außen suchen, wie in: Glasgow, Birmingham, Dortmund oder Frankfurt.
Eine weitere Frage lautet: wie wird die Stadt in der Literatur behandelt? Die aktuelle Jugendkultur hat sich die Stadt zum Gegenstand genommen. Dazu gehört die Ausprägung eines Städte-Image, was durch die Architektur repräsentiert wird. Städte spitzen sich zu. Ohne die historische Dimension allerdings gibt es bei alledem keine Erklärungen.
Untersucht werden sechs bis sieben Metropolsituationen in Deutschland, in denen Imagekampagnen produziert wurden. "Postmoderne Heimatpflege" lautet ein Schlagwort, was eine Qualität der Unterschiede definiert. Der deutschen Forschungsgemeinschaft damit ein Forschungsprojekt verkaufen, hat sich die Autorin zur Aufgabe gestellt. Frankfurt ist die einzige Stadt die zunächst in Frage kommt, weil die Kosten für größere Fahrten nicht durch das Forschungsprojekt finanziert werden. Oder werden hier etwa Marketingexperten unter dem Deckmantel der Soziologie herangezogen?
Das Stadtbild von Brügge ist ikonisch wie eine Entität. Humor als Indikator erkennen, ist eine Möglichkeit des Verständnisses. Das bedeutet dann sich über den Humor erschließen. Wenn sie etwas über Frankfurt wissen, dann wissen sie etwas über Zinsen, ist die Schlußfolgerung daraus. Für wen wird diese Forschungsarbeit Rentabilität haben?
Wie bezieht sich Stadt auf seine Einwohner und umgekehrt, wie bezieht sich der Einwohner auf seine Stadt. Es besteht eine Zusammenarbeit auch mit Geologen. Bei den Architekten findet nur alle zehn Jahre ein Paradigmenwechsel statt über das was Stadt ist. Die persönliche Zielsetzung der Autorin stellt sich mit dem in Einklang, was für Darmstadt als typisch gilt. Gesucht ist eine Diskussionsgruppe, um Strategien der Problemlösung zu entwickeln und Dynamiken herauszufinden.