Auf Fehmarn wird das Haus des Gastes von Arne Jacobsen und Otto Weitling am Südstrand von Burgtiefe im Sommer 2022 zur Pop-Up-Galerie. Vom 23. April bis 28. August 2022 ist die Wanderausstellung „Gesamtkunstwerke – Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland“ dort zu Gast. Die Ausstellung zeigt die Hintergründe der deutschlandweit einmaligen Bebauung auf der Halbinsel Burgtiefe durch die beiden dänischen Architekten.
Die Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling hat eine herausragende Bedeutung für die Nachkriegsmoderne in Deutschland. Zugleich ist die Qualität ihrer Projekte in Vergessenheit geraten. Diese Lücke in der Wahrnehmung möchten die Kuratoren Hendrik Bohle und Jan Dimog mit der Wanderausstellung und der dazugehörigen Publikation schließen. Mit insgesamt acht Projekten in Deutschland haben die beiden dänischen Baumeister hier die meisten Bauten außerhalb ihrer Heimat realisiert. Erstmals werden sieben Gebäude in einer Wanderausstellung präsentiert. Sie findet im Rahmen des deutsch-dänischen kulturellen Freundschaftsjahres 2020 und anlässlich Jacobsens fünfzigsten Todestages 2021 statt.
Nach Ausstellungsorten in Berlin, Hannover, Castrop-Rauxel und Hamburg ist die Schau jetzt vom 23. April bis 28. August auf der Ostseeinsel Fehmarn zu Gast. Im Haus des Gastes, welches Ende der 1960er Jahre von den dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling entworfen wurde, findet die Ausstellung direkt am beliebten Südstrand auf der Halbinsel Burgtiefe statt. „Wir freuen uns, in diesem Jahr unseren Gästen sowie Einheimischen ein solch kulturelles Highlight auf der Insel präsentieren zu können und sind stolz, mit Fehmarn als Standort ein Teil dieser besonderen Ausstellung zu sein. Der einmalige Bau der Feriensiedlung in Burgtiefe ist sowohl für die Halbinsel im Süden Fehmarns als auch für die gesamte Insel ein einzigartiges architektonisches Wiedererkennungsmerkmal“, so Tourismusdirektor Oliver Behncke.Die Präsentation der architektonischen Werke im Haus des Gastes zeigt, wie viel Potential in dem derzeit stark sanierungsbedürftigen Gebäude für eine zukünftige Nutzung steckt. Aktuell befindet sich das ansonsten leer stehende Gebäude noch im Eigentum eines niederländischen Investors.
Deutsch-dänische Verbundenheit
Der nordische Funktionalismus von Jacobsen und Weitling ist ein Spiegel der Visionen der alten BRD. Es ging bei den Entwürfen und Aufträgen um Demokratie, Prestige und Effizienz. Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf die Formgeber und die baukulturelle Verbundenheit zwischen Dänemark und Deutschland. Sie ist zugleich eine Bestandsaufnahme der heutigen Situation und des Umgangs mit dem Erbe der Spätmoderne. Die Kuratoren möchten die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, sich selbst ein Bild der Architektur von Jacobsen und Weitling zu machen. Zur Ausstellungseröffnung am 22. April ist auch der Leiter der Kommunikations- und Kulturabteilung an der Dänischen Botschaft in Berlin, Jesper Schou-Knudsen, vor Ort gewesen.
„Gesamtkunstwerke. Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland“ in Castrop-Rauxel
Das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen stellte aus bis 04. November 2021
Das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen eröffnete am 5. September 2021 mit der Stadt Castrop-Rauxel die Ausstellung „Gesamtkunstwerke. Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland“ der Berliner Kuratoren Hendrik Bohle und Jan Dimog (THE LINK). Anlässe sind das deutsch-dänische kulturelle Freundschaftsjahr 2020 und Jacobsens fünfzigster Todestages 2021. Die Wanderausstellung zum bedeutenden Spätwerk der beiden dänischen Architekten in Deutschland findet in Castrop-Rauxel im Ratssaalfoyer statt – einem Originalgebäude – und wird erstmals in dieser Form gezeigt. Sie ist bis zum 4. November zu sehen.
Werkschau zu Jacobsen und Weitling in Deutschland
Die Ausstellung wirft ein Licht auf das Werk und die engen Bande der Architekten zu Deutschland. Hier haben sie Projekte in verschiedenen Maßstäben umgesetzt: vom lichten Glasfoyer in Hannover über die Atriumhäuser im Berliner Hansaviertel und das Rathaus in Mainz bis zum Hamburger Christianeum und vom HEW-Hochhaus in der Hamburger City Nord bis zu städtebaulichen Anlagen wie dem Forum Castrop-Rauxel oder der Ferienanlage Burgtiefe auf Fehmarn. In diesen Werken wird deutsch-dänische Architekturgeschichte sichtbar. Die Geschichte – und Rezeptionsgeschichte – dieser Gebäude verrät bis heute viel über die Entstehungszeit in den 1960er und 1970er Jahren, die Ideen und Visionen ihrer Erbauer, wie auch über den engen Zusammenhang von Architektur, Stadt und Politik. Das macht diese (Bau-)Geschichte spannend und aktuell.
Schwung und Dynamik in Castrop-Rauxel
Das Forum und Rathaus von Castrop-Rauxel wurde 1976 nach Entwürfen der beiden dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling fertig gestellt. Der umfangreiche Komplex mit Rathaus, Ratssaal und Veranstaltungshallen sollte ein bauliches Zeichen setzen für die aufstrebende Stadt und das wirtschaftliche Potenzial des Ruhrgebietes – mit Schwung und Dynamik.
„Mit seiner zeichenhaften und zeitlosen Architektur sind das Rathaus und das Forum Castrop-Rauxel ein positives Beispiel der oft geschmähten späten Nachkriegsmoderne in Deutschland. Ein hervorragendes Beispiel für den Aufbruch und die ständige Veränderung des Ruhrgebiets“, beschreiben Hendrik Bohle und Jan Dimog von THE LINK, die Kuratoren der Wanderausstellung „Gesamtkunstwerke – Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland”, das Ensemble. Es symbolisiert auch die Kreativität und Kunst der beiden dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling. Ab den 1950er-Jahren nahm Jacobsen an Rathaus-Wettbewerben in Deutschland teil – zunächst in Marl, in Köln und mit Otto Weitling in Essen (1962). Während diese Beiträge trotz positiver Jurybewertungen durchfielen, bekamen Jacobsen und Weitling in Castrop-Rauxel schließlich die Chance, ihre Idee des Rathausforums zu realisieren.„Die Ausstellung „Gesamtkunstwerke“ eröffnet dem Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen erneut die Möglichkeit, Ausstellungsthema und Ausstellungsort miteinander zu verbinden. So können die Gestaltungsansätze der beiden dänischen Architekten unmittelbar in ihrer Architektur erlebt werden und Verständnis – vielleicht sogar Begeisterung – für die Architektur der Nachkriegsmoderne wecken. Diese Auseinandesetzung ist aktuell besonders wichtig, um den Umgang mit den historischen Baubeständen und ihre Neuausrichtung zu thematisieren”, sagt Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen.
„Nach der Auszeichnung des Ensembles Forum und Rathaus als beispielhaftes Bauwerk der 1950er bis 1970er Jahre im Rahmen der Kampagne „Big Beautiful Buildings. Als die Zukunft gebaut wurde.“ im Jahr 2018 bietet die Wanderausstellung nun eine hervorragende Gelegenheit, den Architektur-entwurf von Arne Jacobsen und Otto Weitling für Castrop-Rauxel im Kontext ihres Wirkens in ganz Deutschland zu erfahren", sagt Bettina Lenort, Stadtbaurätin der Stadt Castrop-Rauxel.
Arne Jacobsen beherrschte die komplette Bandbreite des Entwerfens, von der Gabel bis zum Rathaus, vom Kleinen und Feinen bis zum Großen und Monumentalen. Außerhalb von Fachkreisen ist es jedoch weniger bekannt, dass Jacobsen zudem in enger Partnerschaft mit seinem Landsmann, dem Architekten Otto Weitling, eine Reihe von Projekten in Deutschland realisierte. Eine Partnerschaft in der Architektur, die Zeichen für die Entwicklung der modernen Architektursprache setzte: damals und heute – in Deutschland und Dänemark.
Wanderausstellung
Die Schau macht die Architektur der dänischen Baumeister erlebbar und wird bis 2023 in ihren Gebäuden und in Häusern gezeigt, die für deutsch-dänische Kultur stehen. Den Auftakt bildete im Oktober 2020 das Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin, danach folgte 2021 Hannover. Nach der Station in Castrop-Rauxel wandern die „Gesamtkunstwerke“ nach Hamburg, Fehmarn und Mainz. Für Baukultur Nordrhein-Westfalen ist das Format ein weiterer Baustein der Auseinandersetzung mit der Nachkriegsarchitektur. Sie ergänzt die Ausstellungen zu den Architekten und Ingenieuren Werner Ruhnau – „Der Raum, das Spiel und die Künste“, Stefan Polónyi – „Tragende Linien – Tragende Flächen“, Paul Schneider-Esleben – „Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ und Harald Deilmann – „Lebendige Architektur“ sowie die thematischen Ausstellungen „Architektur im Aufbruch – Planen und Bauen in den 1960ern“ und „Modern gedacht! Symbole der Nachkriegsarchitektur“. Diese Ausstellungen wurden seit 2007 entwickelt und waren inner- sowie außerhalb Nordrhein-Westfalens zu sehen.