Der vorliegende Band aus der DomPublishers Reihe der Architekturführer bietet neue Perspektiven auf den Rhein-Main Ballungsraum, dessen Bevölkerungszahl in den kommenden Jahren weiter am wachsen ist. Der Band versammelt insgesamt mehr als 300 Bauten aus den Kernstädten Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Mainz und Darmstadt sowie aus den umliegenden Gemeinden. Die geografische Kompression auf mehrere Standorte hat zur Folge, dass der Standort Frankfurt, um den es im Band eigentlich gehen sollte, manchmal unter dem Beschnitt der Fotos leidet, da Abbildungen an den Rändern stark begrenzt wirken. Das bedeutet, nur ein eingeschränktes Sichtfenster auf Gebäude und Gebäudeumgebung ist erhalten. Dafür wurden viele auch weiter entfernte Orte in Text und Bild aufgenommen, wie das Bildungszentrum der TU-Darmstadt. Was in jedem Fall eine Bereicherung bedeutet, denn eine Fixierung allein auf Frankfurt wäre niemals so ergiebig gewesen, wie die Beschäftigung mit der architektonischen Vielfalt mehrerer Standorte im gesamten Ballungsraum.
Das Rhein-Main Gebiet umfasst den Westen von Mainz und Wiesbaden aus, im Osten reicht das Gebiet bis Aschaffenburg, im Süden bis Darmstadt und Worms und im Norden dehnt sich das Rhein-Main Gebiet über Friedberg, die Wetterau bis nach Gießen aus. Die Wirklichkeit der Region sieht natürlich anders aus. Wenn sich das auf dem Papier auch wunderbar zusammenfügen lässt. Im weitesten Sinne ist doch das Bundesland Hessen gemeint, wenn auch die angrenzenden Bundesländer wie Rheinland Pfalz und Bayern angesprochen werden. Dennoch halte ich die Umschreibung Metropolregion für einen Lebensraum mit so unterschiedlichen Qualitäten und Lebensgewohnheiten für stark übertrieben. Das könnte einerseits zu der Annahme führen, aus Platzgründen wurden mehrere Regionen eines Bundeslandes in einem Band zusammengefasst. Dann hätte der Band heißen müssen, Architekturführer Hessen. Andernfalls hätte vermutlich die Region um Darmstadt keinen Eingang in den Architekturführer gefunden. Im Umkreis von Darmstadt finden sich überwiegend Natur- und viel Mittelgebirgslandschaften, wie Odenwald mit weniger bedeutsamer Architektur als in Darmstadt selbst. Die Stadt stünde also isoliert an der südlichen Spitze des Bundeslandes Hessen. Mit Baden-Württemberg beginnt schon wieder eine völlig andersgeartete Region mit viel naturbezogenem Wein- und Obstanbau entlang der Bergstraße, was in Stadtlandschaften wie Mannheim oder Heidelberg mündet, wozu Darmstadt nicht ohne weiteres gerechnet werden darf. Vergleichbar mit Metropolregionen wie Berlin oder Hamburg ist die Denkweise einer Metropolregion Frankfurt in einem weitgesteckten Umkreis vermutlich nur der zunehmenden Begrünung innerhalb von Stadtlandschaften zu verdanken. In der Bezeichnung Metropolregion Frankfurt steckt somit eine ideologisch gesinnte Betrachtung. Vom ehemaligen Industriestandort der chemischen Schwerindustrie, wandelt sich das Bild oder zumindest die Illusion davon immer mehr zu einer Region mit Grüngürtel. Wobei der Norden von Frankfurt oder der Nordosten bis nach Fulda und weiter nach Thüringen meiner Meinung nach im Architekturführer unterrepräsentiert erscheint, obwohl auch die nördlichen Regionen eine Menge architektonisch wertvoller Bauten zu bieten haben.
Beim Durchblättern und Studieren im Architekturführer kommt dann doch einige Freude auf. Die Auswahl der Bilder ist vielfältig. Die gewählten Perspektiven sind zum Teil neu und geben ein Verständnis zu den Örtlichkeiten. Vor den Kapiteln besteht immer wieder eine Rückbezüglichkeit auf den Hauptort der Region: Frankfurt Das ist erhellend. Anziehungspunkt sind natürlich die vielen Hochhäuser, die kartiert wurden. Allerdings finden sich nur wenige technische Zeichnungen wie Grundrisse oder zeichnerische Ansichten wieder. Fast nur Fotos sind vorhanden und Lagepläne in Form von Stadtplanausschnitten zu den jeweiligen Gegebenheiten, die mit sichtbaren Markierungen versehen wurden und numeriert sind. Bemerkenswert auch die Vielzahl unterschiedlicher kirchlicher Einrichtungen, die Erwähnung finden und bebildert vorkommen.
Am 05. März 2020 fand eine Veranstaltung im Deutschen Architekturmuseum mit den Herausgebern von DOM publishers statt, wozu allen voran die Architektin Anna Scheuermann zählte, aber auch Andrea Schwappach und Paul Martin Lied sind mit von der Partie. Die Veranstaltung am 05. März wurde aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig an einen anderen Veranstaltungsort verschoben. Zuerst sollte die Buchvorstellung im Silver Tower im 49. Stock am Jürgen-Ponto-Platz stattfinden. Das Gebäude wird von der Deutschen Bahn verwaltet, die aus Anlass der Corona-Pandemie schnell reagierte und die Veranstaltung aufgrund der hohen Teilnehmerzahl nicht zuließ. Das Catering musste kurzfristig abgesagt werden, die Frankfurter Grüne Soße stand schon auf dem Tisch. Wie die Herausgeber so schnell einen neuen Veranstaltungsort im Architekturmuseum organisieren konnten, ist erstaunlich. Die angekündigten Grußworte am Veranstaltungsabend sollten Thomas Horn, Direktor des Regionalverbands Frankfurt Rhein Main und Björn Rosen, Verlagsleiter DOM publishers sprechen.
Eine Buchrezension von Kulturexpress
dom-publishers.com/metropolregion-frankfurt-rhein-main