Frankfurter Grüngürtel-Flussufer 1969 - 2014

Frankfurter Grüngürtel-Flussufer-Konzeption 1969 - 2014

Herausgeber Aktion Plagiarius

Gebr. Mann Verlag
1. Auflage, Berlin
gebunden 311 Seiten
150 Abb.
Größe: 21 × 30 cm

ISBN 978-3-7861-2679-9

 

Ein politisch motiviertes Sachbuch, das sich mit Entwicklung und Wirkungsgeschichte des Frankfurter Grüngürtels auseinandersetzt. Was zugleich als Aufruf gegen die Machenschaften der politisch Verantwortlichen zu verstehen ist und damit die einseitige Vereinnahmung einer Ideengeschichte durch andere als den daran wesentlich Beteiligten anprangert. Denn über Jahrzehnte hinweg trug die Grüngürtel-Entwicklung mit zu einem ganzheitlichen Stadtbild in Frankfurt am Main bei.

 

Engagierte Bürger brachten es bis zur Übernahme durch die Stadt. Politiker grenzten bei der Übernahme Bürger und Urheber aus und erreichten, dass derzeit weder ausreichender Urheberrechtsschutz für alternative Stadtplanungskonzepte besteht, noch Bürger solche realisieren können. Eine sinnvolle Umsetzung scheiterte dann zum Nachteil der Bürger an Kapitalinteressen und Selbstinszenierung der Politiker. Der Band dokumentiert in Wort und Bild den Versuch von Bürgern, ihre Stadt wieder zu einer Wohnstadt zu machen. An der Buchgestaltung war wesentlich der Architekt Prof. Till Behrens beteiligt. Vorwort und Einführung verfasste Rido Busse.

 

Das Buch will Bestandsaufnahme und Chronologie sein. Untertitelt mit: Politik und Stadtplanung im Spiegel der Presse und Zeitdokumenten. Auffallend sind die vielen Belege mit denen der Inhalt aufwartet. Dahinter steckt aufwendige Recherchearbeit, die langjährige Aufbewahrung verschiedenster Zeitungsartikel aus der Tagespresse sowie zahllose Kopien an Dokumenten. Gestützt auf Kartenmaterial, Planungsunterlagen und Modellentenwürfen, was einer umfassenden wissenschaftlichen Arbeit nahe kommt. Stets steht die kritische Hinterfragung im Vordergrund. Seien es nun die gescheiterten Versuche der Stadt Frankfurt bei der Bewerbung zum European Green City Award oder die Frage nach rechtlichen Realisierungschancen von Bürgerinitiativen nach 1960. Dem Autor geht es um die volle Namensnennung als Urheber am Werk. Wer ein Fazit ziehen will, der fragt sich, warum die Gegenpole hier derart aufeinanderprallen müssen? Die wissenschaftliche Aufarbeitung wird eines Tages die Wahrheit an den Tag bringen, wer am Zuge gewesen ist und was dran ist an den Forderungen einer Urheberschaft für ein städtebauliches Grüngürtel-Konzept in Frankfurt. Ausschlussverfahren und Nichtnennung können dabei nicht gelten bleiben.

 

Nicht nur Rückblick auf die späten sechziger Jahre zählen mit, sondern viel weiter reicht die Rückschau bis hin zu den alten Wallanlagen, wie sie rund um die Frankfurter Stadtmauer seit frühesten Zeiten von je her angelegt waren. Belegt wird dies durch historische Kupferstiche von Matthäus Merian, dessen Vogelperspektiven vom damaligen Stadtbild erzählen. So weist der Plan von 1648 im Unterschied zu jenem von1628 eine zusätzliche dritte Stadtmauer auf, wobei zwischen zweiter und dritter Stadtmauer ein durchgängiger Grünstreifen in typisch gezackter Linie entlang der Stadtmauern gezogen wurde. Eine städtebauliche Begrünung bestand demnach in frühesten Zeiten noch vor Industrialisierung zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Das bedeutet: Zivilisatorische Einschnitte in die Natur erfordern immer auch eine Rückeroberung dieser Natur in den eigenen Lebensraum.

 

Der zweite Grüngürtel entstand mit dem Neuen Frankfurt der 1920er Jahre und den Entwicklungen um den Frankfurter Stadtplaner Ernst May. Das Prinzip der Satellitenstädte schlug durch, wobei die Anbindung an den Frankfurter Stadtkern stets beibehalten wurde. Die Nachkriegszeit war überwiegend durch Masterpläne der alliierten Mächte bestimmt, die die Städte zu Autofahrerstädten umbauten. Das war der Zahn der Zeit. Das beste Beispiel ist Stuttgart, das durch seinen Masterplan der Nachkriegszeit gezeichnet ist. Straßenüberquerungen durchziehen das Stadtbild wie ein Netz und schneiden Stadtteile voneinander ab.

 

Bei Umsetzung der Nachkriegspläne, die durch Abbruch, Aufbau und Wiederaufbau geprägt waren, wurden viele Bausünden begangen, die mit der Gegenwart nur langsam bewältigt werden können. Stadtplanung besteht überwiegend aus langwierig angelegten Vorhaben, die einerseits Entwürfe fasst und andererseits aus einer Vielzahl an Vorzeichen besteht, die sich aus Genehmigungen und Finanzierungsfragen zusammensetzen. Widerstand formiert sich gegen Bauprojekte, die zerstörerisch in die Lebenswelt der Stadt eingreifen. Die Proteste schlagen Wellen, Bürgerinitiativen bilden sich, um systematisch gegen die politische Willkür vorzugehen. Die Geschichte ist bekannt! Im Buch wird dies durch zahlreiche Belege, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Band ziehen, ins Gedächtnis gerufen.

Eine Buchrezension von Kulturexpress

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Letzte Änderung am Montag, 26 Februar 2024 21:51
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