In den Texten zur Kulturpolitik steht an erster Stelle die gerade neueröffnete Elbphilharmonie in Hamburg, bei der die öffentliche Hand auch der Bauherr ist. Kulturbauten sind ganz allgemein Ausdruck der Stadtidentität. Die Elbphilharmonie ist zugleich neues Wahrzeichen der Stadt. Nach den vielen Auseinandersetzungen, die um die Finanzierung des Baus entstanden sind, scheint eine kritische Befragung sinnvoll. Im Lebenszyklus einer Kulturimmobilie fallen immense Kosten an, das betrifft nicht nur Planung und Bau sondern auch den Betrieb des Baus.
Zielsetzung des Buches ist deshalb, Praktiker aus den verschiedensten Sparten aus Planung, Bau und Betreiber zu gewinnen und gesammelte Erfahrungen im Umgang mit Kulturimmobilien zu vereinen. Zudem soll mit der Publikation ein dauerhafter Gedankenaustausch zum Thema Kulturimmobilie angeregt werden. Im Vordergrund stehen dabei Planung und der Neubau. Umnutzung und Sanierung dagegen stehen nicht im Fokus der Publikation aus dem transcript Verlag. Die Frage einer Zusammenführung und Konzentration verschiedenster kultureller Einrichtungen wie Museen und Theater stehen kontrovers zur Überlegung der expansiven Erweiterung, um den Markt mit stets neuen Bauten zu bedienen. Hier besteht Bedarf bei zunehmender Digitalisierung und Neuorientierung, was aber die Finanzierungsfrage stärker in Anspruch nimmt. Mehrere Kapitel befassen sich insbesondere mit dem Theater- und Konzertsaalbau, wozu die Bebilderung des Bandes beiträgt. Überlegungen an die Akustik werden auch gestellt. Doch gerade die Finanzierungsfrage wird im Spannungsfeld zwischen Kulturbetrieb und Stadtentwicklung, siehe Beispiel Elbphilharmonie, nicht leicht zu lösen sein.
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Konkrete Anwendungen oder Planabläufe aus dem Bauatlas werden hier weniger dokumentiert, was zum Beispiel die Fassade eines Gebäudes kostet oder welches Heizungssystem installiert worden ist, um dem Reglement der Energieverordnung zu entsprechen. Solches geschieht meist in Form eines Raumbuchs oder in einer Ausschreibung zu einem Bauprojekt. Hier werden vielmehr Prozessabläufe geschildert und Vergleiche mit anderen Kulturimmobilien aneinandergestellt. Ebenso werden Erlebniswelten prognostiziert, die ja gebraucht werden, um dazugehörige Erfolgsaussichten eines Bauvorhabens zu gewährleisten. Insofern bezeichnen kausale Modellstudien näher die Vorgänge, die beschrieben werden. Logische Diagramme ergänzen Textwerk zu den aufgestellten Thesen.
Dienstleistungspartnerschaften sind wichtige strategische Pfeiler, um Kultureinrichtungen zu modernisieren und zukunftsfähig zu gestalten. Privatinvestitionen sind nach wie vor sehr gefragt in der Kulturpolitik. Privatinvestitionen haben Vorbildcharakter für viele Kulturinstitutionen. Wissenstransfer und Synergieeffekte verschiedener öffentlicher Einrichtungen werden zunehmen. Beispiel ist die Digitalisierung im Bibliothekswesen und das Einscannen der Bücher zum Online Abruf. Die künstlerische Freiheit der kulturellen Einrichtungen soll dabei durch diese Dienstleistungspartnerschaften nicht eingeschränkt werden. Vielmehr soll der Kernbereich Kultur daraus gestärkt hervorgehen.
Eine Buchrezension von Kulturexpress