In die dritte Dimension

Raumkonzepte auf Papier vom Bauhaus bis zur Gegenwart. Die Graphische Sammlung im Städel verfügt über 100.000 Blätter. Darunter sind Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen, Zeichnungen und anderes. Mit der aktuellen Ausstellung sind 13 namhafte Künstler vertreten. Das beginnt im Jahre 1923 mit El Lissitzky und dessen geometrische Kompositionen im abstrakten Raum. Ebenso Grafiken von László Moholy-Nagy, deren räumliche Verhältnisse von den Theorien Adolf Behnes beeinflusst waren. Moholy-Nagy ist auch einer derjenigen in dieser Ausstellung, die in Bezug auf Dreidimensionalität und Architekturgedanken, dem letzteren abstrakt am nächsten kommen.

 

Einzelbilder aber auch grafische Serien tauchen auf. Eine Wand ist in Petersburger Hängung. Sonst nebeneinander gehängte Blätter teilweise gerahmt aus der Hand eines einzelnen Künstlers. Daneben steht eine Auswahl an Skulpturen, meist quaderförmig oder geometrischen Grundzügen folgend, die das grafische Werk jeweils erweitern.

 

Dauer der Ausstellung in der Ausstellungshalle Graphische Sammlung vom 15. Februar bis 14. Mai 2017.

 

Was unterscheidet die künstlerische Erkundung des Raumes von der mathematischen, auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruhenden? Diese von Martin Heidegger (1889–1976) in seiner Schrift Die Kunst und der Raum (1969) gestellte Frage bildet den Ausgangspunkt für die Ausstellung, die Werke aus dem Bestand der Graphischen Sammlung des Städel Museums sowie Dauerleihgaben der Deutschen Bank und der Commerzbank AG, Frankfurt am Main versammelt und ergänzt wird durch Leihgaben aus Privatbesitz. Die Idee zur Ausstellung kam noch von der im Oktober 2016 verstorbenen Kunsthistorikerin Dr. Jutta Schütt.

     Foto (c) Kulturexpress

Staedel Dritte DimensionSieben Kapitel werden vorgestellt:

 

ARCHITEKTUR, LICHT UND BEWEGUNG Der russische Künstler El Lissitzky (1890–1941) und der ungarische Künstler und Bauhaus-Lehrer László Moholy-Nagy fertigten 1923 jeweils eine druckgrafische Mappe für die Kestner-Gesellschaft, Hannover, an. Beide Künstler formulierten mit diesen Werken ihre unterschiedlichen Raumkonzepte, deren gemeinsamer Ausgangspunkt die Vorstellung eines unendlichen Raums bildet.

 

FALTUNGEN UND BRÜCHE Der Akt des Faltens prägte das künstlerische Schaffen des in Cotta bei Dresden geborenen Künstlers Hermann Glöckner (1889–1987).

 

LEERE ALS MATERIALITÄT Die linearen Konstruktionen der beiden Bildhauer Norbert Kricke (1922–1984) und Fred Sandback (1943–2003) scheinen Heideggers Gedanken zu versinnbildlichen.

 

OBJEKTHAFTIGKEIT DURCH LICHT Seine Experimente mit Raster- und Raumstrukturen führte Sol LeWitt (1928–2007) in Skulpturen, Wandzeichnungen, Zeichnungen auf Papier und in Form von Druckgrafiken aus.

 

TRANSPARENZEN UND ÜBERLAGERUNGEN Die Frage nach der Ausdruckskraft der Farbe, ihre Objekthaftigkeit und Tiefenräumlichkeit konstituierende Wirkung verbindet die Werke Blinky Palermos (1943–1977) und Imi Knoebels (*1940).

 

DIE AUFLÖSUNG VON GRENZEN, VON INNEN UND AUSSEN Zerstückelung und Dynamik, die Relationen zwischen Volumen und Form, zwischen mehreren Objekten, Raumüberschreitungen, das Fehlen von Grenzen, von Innen und Außen: diese Charakteristika kennzeichnen das in zwei oder drei Dimensionen formulierte Raumkonzept des spanisch-baskischen Bildhauers Eduardo Chillida (1924–2002). Die Leere wird in seinem Werk nicht als Fehlen von Ausfüllung verstanden, sondern die Leere bringt Raum hervor, sie ist Teil des Ortes, den Materie einnimmt.

 

 

SCHLITZUNGEN UND PRÄGUNGEN Die Radierungen und Prägedrucke des in Argentinien geborenen Künstlers Lucio Fontana (1899–1968) und des italienischen Bildhauers Giò Pomodoro (1930–2002) heben die scharfe Trennung von Skulptur und Druckgrafik auf, indem die Blätter plastische Qualitäten wie Volumen, Höhen und Tiefen annehmen. In den raumbezogenen Arbeiten des in Rüsselsheim geborenen Konzeptkünstlers Michael Riedel (*1972) lässt sich eine umgekehrte Entwicklung beobachten.

Letzte Änderung am Donnerstag, 03 August 2017 12:39
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