Zwei unterschiedliche Künstler beschäftigen sich mit moderner Objektkunst. Beidemal ist ein Zechengelände in Gelsenkirchen Austragungsort für monumentale Skulpturen. Markus Lüpertz ist anerkannter Künstler, der neben Leuten steht wie Jörg Immendorf, Georg Baselitz oder Alfred Hrdlicka.
Markus Lüpertz produziert laufend neue Kunst mit zum Teil zeitkritischem Hintergrund. Während Herman Prigann die Natur zu Hilfe nimmt, um monumentale Objekte für die Allgemeinheit aufzustellen. Beide Bücher gehen auf Ausstellungen zurück. Bei Prigann war es eine Werkschau mit Arbeiten des Künstlers, die in alten Werksgebäuden im Rheinelbe Park ausgestellt waren. Zum Teil riesige Objekte aus Beton oder aus Holzstämmen gefertigt, waren im Wald und am Waldrand neben Sträuchern und Büschen am Wegrand platziert und zogen sich wie übergroße Wegweiser bis hinauf auf den Gipfel einer berghohen Halde, wobei Pflanzungen um die Objekte herum zurückgehalten wurden. Oberhalb des Spiralberges mit Himmelstreppe steht als höchstes Ziel ein Turm aufeinandergestapelt aus wuchtigen Betonplatten, die bei Regen Unterstand bieten. Die Halde befindet sich ca. 100 Meter über dem Meeresspiegel, der Turm hat eine Höhe von 22-25 m. Die Geschichte der Zeche Rheinelbe begann wie viele im Ruhrgebiet mit der Kohleförderung und endete ebenso. Seit den 1980er Jahren beschäftigte sich eine Gesellschaft mit der Aufwertung industriell verbrauchter Flächen, wovon es im Ruhrgebiet viele gibt. Weitläufigkeit und Verlassenheit umgeben ein Gelände, das in seiner Geschlossenheit immer noch zu einem außerordentlichen Stadtraum von Gelsenkirchen zählt und über diese Stadtgrenzen hinaus als Baustein zum Emscher Landschaftspark dazugehört. Somit werden auch landschaftliche oder architektonische Aspekte angesprochen, die einen sozialen Raum bilden, der für die Menschen geschaffen wurde.
Buchumschlag: Klartext Verlagsgesellschaft
Herman Prigann (1942 - 2008) schuf zuerst Schrott-Plastiken, die er in ein archäologisches Feld stellte. Schrott-Recycling zu Kunstzwecken fanden sich auch bei Jean Tinguley oder dem Künstler Dieter Roth. Doch bei Prigann spielt der pädagogische Wert eine große Rolle und das Naturerlebenis, welches damit verbunden ist. Ein Park sollte entstehen. Eine Quelle der Inspirationen waren Bilder von Paul Cezanne, der viele parkähnliche Situationen gemalt hat und in seinem Malduktus häufig als Vorläufer des Kubismus mit rohen Formen verstanden wird.
Ein anderer Herkules ist aus Kassel-Wilhelmshöhe bekannt. Der gilt als Wahrzeichen des Landes Hessen, das besagt zumindest eine Spontanumfrage, die mal vom Hessischen Rundfunk durchgeführt wurde. In Kassel wiederum wird in diesem Jahr 2012 die Documenta XIII ausgetragen. Was dort zu erwarten ist, findet sich bisher nur wenig in Berichten wieder. Die Jahreszeit ist noch zu früh in Anbetracht ausgedehnter Spaziergänge, die den Besucher in Kassel wie im Rheinelbe Park bei Gelsenkirchen im kommenden Frühjahr und Sommer erwarten werden.
Siehe auch zum Emscher Land:
Tagung der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) "Regenwasserbewirtschaftung - Versickerung, Nutzung, Rückhaltung"
Das andere Beispiel ist die bislang größte Skulptur von Markus Lüpertz, die als positiver Impulsgeber für die Region verstanden werden soll. Die skulpturalen Entwurfsskizzen die für diesen Koloss angefertigt wurden, bestehen aus 43 farbig bemalten Bronzebozzetti, die nicht nur als Vorstudien zu sehen sind, sondern auch autonom wie gültige Kunstwerke zu deuten sind. Die im Katalog präsentierten Skulpturen beeindrucken durch Vielfältigkeit, Originalität, Humor wie durch Form und Farbe.
Unter dem Titel „Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet“ waren in der Nordhalle des Lehmbruck Museums diese Studien des Künstlers ausgestellt. Diese waren als Werkskizzen und Vorstudien für seine 18 Meter hohe Skulptur „Herkules“ entstanden, die zum Abschluss der Kulturhauptstadt RUHR seit 17. Dezember 2010 den Turm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen erhöht.
Neben dem Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald (26,57 m) und der Bavaria in München (18,52 m) ist der Herkules in Gelsenkirchen eine der größten öffentlichen Monumentalskulpturen in Deutschland. In seiner Signalwirkung demonstriert er auch im mythologischen Sinne menschliche Kraft und tugendhaftes Verhalten. Die Herkules-Statue wiegt 23 Tonnen und besteht aus 244 einzelnen Aluminiumgussteilen.
Die Ausstellung zum Katalog aus dem Kerber Verlag: „Markus Lüpertz: Herkules – Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet“ lief vom 17. Dezember 2010 – 28. August 2011 im Lehmbruck Museum in Duisburg.
Herausgeber ist Prof. Raimund Stecker vom Lehmbruck Museum und wurde zusätzlich mit Beiträgen von Eric Darragon versehen. Die expressiv farbenfrohe Gestaltung des Katalogs stammt von Anna Wesek aus Düsseldorf.
Herkules
ISBN: 978-3-86678-642-4
Format: 21,00 × 34,00 cm
104 Seiten:
54 farbige Abbildungen
Hardcover, gebunden
in Deutsch; Englisch und Türkisch