Textbau

Textbau. Schweizer Architektur zur Diskussion

SAM 13. Schweizerisches Architekturmuseum (Hg.)
Elena Fuchs (Red.)

Projektleitung: Hubertus Adam, Evelyn Steiner
Übers.: Simon Thomas
Fotogr. Marcel Rickli
Christoph-Merian Verlag
1. Auflage, Basel 2014
Mit zahlr. Abb.
Originalbroschur., 124 S.
Sprache: Deutsch und Englisch
ISBN 3856166521

Architektur ist selbstverständlich, so beschreibt der vorliegende Textband den hohen Wirkungsgrad und die Gegenwärtigkeit von Bauten. Zielt damit aber letztlich auf eine Literaturgattung ab, die den Autoren als zu wenig beachtet erscheint. Es gäbe zwar viele Publikationen, die sich auf dem Feld der Architekturtheorie und Architektur in der Literatur befassen, aber die Architekturkritik warte darauf, um in Angriff genommen zu werden.

 

Anhand von fünfzehn ausgewählten Schweizer Bauten, Projekten und Schriften, die in den letzten vierzig Jahren kontroverse Debatten auslösten, wird in der vorliegenden Veröffentlichung nachgebildet, wie Literaturkritik das reale Bauen nachzeichnet. Es gibt Unterschiede zwischen Bauten, die einem Fachpublikum bekannt sind und andere, die über Volksabstimmung bewilligt wurden. Absicht ist es, für den Architekturdiskurs und den Herausforderungen, die daraus entstehen, zu sensibilisieren.

 

Das erste Projekt befasst sich mit dem gescheiterten Projekt des Atomkraftwerk Kaiseraugst. Seit Beginn des Bauvorhabens im Jahre 1966 war eine Geschichte des Widerstands mit dem Bauvorhaben verknüpft. Durch ein Aktionskomitee tritt die organisierte Opposition gegen das AKW auf. Kaiseraugst war falsch und musste deshalb scheitern. Eine Berichterstattung ist daraus geworden. Diese sprachliche Umsetzung ist der Ausdruck des Protestes und kontroverse Diskussion innerhalb der Schweizer Architektur. Eine Textanalyse findet jedoch nicht statt. Zu groß ist der politische Aufschrei gegen das AKW gewesen. Texten und Bauen werden synästhetisch nicht miteinander vermischt.

 

Die Siedlung Seldwyla im Zumikon bei Zürich zählte während der Planungsphase zu den umstrittenen Bauvorhaben, was mit einem seelenlos verstandenem Wohnungsbau verbunden war. Das Projekt fand einige Resonanz in den Architekturmedien und in der Tagespresse. Fachkreise kritisierten das Bauvorhaben von Anfang an. Beschrieben werden Durchblicke auf Erker, Höfe und Backsteinmauern. Auch die Inneneinrichtung kommt zur Sprache. Es findet offensichtlich Architekturkritik statt. Da ist viel wert. 

 

Drittes Projekt ist die Dorferneuerung Monte Carasso. Weitere sind die Altstadtsanierung St. Alban-Tal, die Dorferneuerung Vrien, das KKL Luzern, La Congiunta, Blur Buiolding, Expo.02, Europallee, Neues Stadt-Casino Basel, Andermatt Wiss Alps, Roche Tower (Bau 1), Nadelhaus, Zentral- und Hochschul-Bibliothek Luzern, Zersiedlung.

 

Die Fotos im Band sind sehr dunkel nuanciert und stammen allesamt von dem Fotografen Marcel Rickli. Zudem ist der Band zweisprachig, Deutsch und Englisch, angelegt. "Textbau" kann als ein Stück Architekturkritik verstanden werden, wie dies seit Adolf Behne begriffen wurde. Architektur soll hinterfragt werden, mit dem Ziel der Verbesserung baulicher Möglichkeiten.

 

Weiterbringend sind auch die inhaltsreichen Statements am Schluss des Bandes, Seite 104 bis 119. Zahlreiche Quellen werden zitiert, wie die von Roman Hollenstein oder Gerhard Mack, Autoren der Neuen Züricher oder Wolfgang Bachmann vom "Baumeister". 

 

Eine Buchrezension von Kulturexpress

 

 

Das S AM Schweizerisches Architekturmuseum präsentierte vom 1.11.2014 bis 22.2.2015 die Ausstellung mit Namen: "Textbau. Schweizer Architektur zur Diskussion". Im Zentrum der Schau sand die Architekturkritik. Mit Fokussierung auf die kritische Beurteilung von Architektur betrat die Basler Ausstellung Neuland, denn es gab bisher keine museale Auseinandersetzung mit diesem Thema. Die eigens dafür ausgewählten Projekte sollen verdeutlichen, wie unterschiedlich Architektur wahrgenommen werden kann.

 

 

 

 

Letzte Änderung am Montag, 15 Januar 2018 22:23
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