Spaces (2025) über den Architekten Josef Frank von Mikael Bergquist & Olof Michélsen bei Park Books

Spaces
von Mikael Bergquist und Olof Michélsen
Verlag: Park Books, Zürich
1. Auflage, 2025
Gebunden, 144 Seiten, 58 farbige und 157 s/w-Abbildungen
Sprache: Englisch
Format: 14 x 23 cm
ISBN 978-3-03860-018-3 

Ausgangspunkt der vorliegenden Buchveröffentlichung in englischer Sprache war die Analyse und architektonische Untersuchung von Josef Franks Wohnhäusern. Nach folgenden Fragestellungen wurde gesucht: Was sind die besonderen Merkmale dieser Häuser? Wie ist die Erschließung gestaltet? Wie stehen offene und geschlossene Räume im Verhältnis zueinander? Wie verhält sich der Innenraum zum Außenraum? Wie arbeitete er mit Form und Volumen? Wie setzte er sich wiederholende Elemente bei Treppen ein? Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Architekten Frank durchaus stellen. Dennoch will sich dieses Buch nicht als historische Studie verstanden wissen. Franks Arbeitsprozess und -methoden sind heutzutage auch noch arbeitsrelevant und gelten als nützlich für praktizierende Architekten, lautet die Schlussfolgerung.
 

 

Josef Frank Page 100 Web Lg4u9d

  Fantasy House No. 9, 1947; Aquarell von Josef Frank aus den späten 1950er Jahren
 

Sechs von Franks Villen wurden für die Untersuchung ausgesucht. Einige von diesen Häusern wurden realisiert, wie die Villa Beer in Wien und die Villa Wehtje in Falsterbo in Südschweden; Andere dagegen sind nicht realisierte Projekte, wie das Haus für M S und das Fantasiehaus Nr. 9. Wieder andere werfen komplexe räumliche Fragen auf wie ein Haus in Wien.
 

Josef Frank (1885 -1967) zeichnete gern in manieristisch und luftig perspektivisch anmutenden Skizzen, sie zeugen von Leichtigkeit, die den Betrachter dazu verleitet, die Vielschichtigkeit in Franks Werk nicht sofort richtig einzuschätzen. Dieser Meinung schließe ich mich an. Franks Kritik richtete sich mit seinem Verständnis gegen das Gesamtkunstwerk und meint jene Architekten, die die gesamte ästhetische Kontrolle ihrer Bauweise anstrebten. Das soll nicht bedeuten, dass er als Architekt passiv gewesen sei, sondern bildet vielmehr den Ansatz dafür, bei dem der Architekt mit seinem Verständnis stärker aus dem Hintergrund agiert und dadurch raffinierte, verfeinerte Methoden miteinander kombiniert.
 

Josef Frank Page 67 Top Web Nvc1wz

 

Villa Beer, Wien, 1930; Haupttreppe im Flur mit Blick vom Wohnzimmer zum Esszimmer © Stephan Hunger, Wien

 

Während die Architektur nicht in großen Gesten spricht, wirkt die Gestaltung einzelner Bauteile und Details wie Treppen, Handläufen, Möbeln und Kaminen geradezu betont ausgewogen. Als grundlegendes Merkmal von Franks Architektur gilt der Maßstab. Die Größe des Projekts spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Das soll heißen, vom kleinsten bis zum größten Haus finden sich die gleichen räumlichen Qualitäten wieder. Frank war sich sehr bewusst darüber, wie entscheidend kleine Dimensionsänderungen in der Architektur sein können. Raumhöhen, Größe und Platzierung der Fenster und die Art und Weise, wie uns das Tageslicht durch ein Gebäude führt. Diese Genauigkeit der Maße gilt auch für Franks Möblierung. Sie strahlen Fokussierung und spielerische Eleganz aus.Ab Mitte der 1920er Jahre entwickelte er verschiedene Stuhl- und Möbeltypen in verschiedenen Variationen mit jeweils kleinen Größenänderungen. Im Sommer 1927 wurde die Ausstellung „Weißenhofsiedlung“ in Stuttgart eröffnet. Der einzige österreichische Architekt, der von Mies van der Rohe zur Teilnahme eingeladen wurde, war Josef Frank. Er steuerte ein Doppelhaus mit zwei Familien bei, das sich äußerlich nicht wesentlich von den anderen Gebäuden der Ausstellung unterschied. Es hatte Stuckfassaden, einen flachen Grundriss, horizontale Fenster und große verglaste Öffnungen.Aufgrund anhaltender Kritik verließ Josef Frank Ende 1933 die Stadt Wien und ging mit seiner schwedischen Frau Anna nach Schweden. Man kann Franks Haltung in den genannten Beispielen durchaus als provokativ ansehen – aber vor allem war sie Ausdruck einer tief verwurzelten Skepsis gegenüber allumfassenden Systemen, dem Glauben an einen herrschenden Stil und einer eindimensionalen Lebensanschauung. Sie war auch ein bewusstes Statement gegen die Reglementierung der puritanischen Innenräume der frühen Moderne und der damit verbundene einseitige Wunsch nach Einheitlichkeit von Haus und Möbeln.
 

Josef Frank Page 23 Web Vvk9rt Josef Frank Page 33 Web Dgvoov

Claëson House, Falsterbo, 1924-1927, Perspektivische Zeichnung von Josef Frank © ArkDes and Svenskt Tenn, Josef Frank Archive, Stockholm

Zugang zum Haus. Raumfolgen im Inneren, Erdgeschoss bis zur Terrassenebene. Ansichten

Mit der Zeit kritisierte Josef Frank die Entwicklung der Moderne zunehmender. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen Deutschland und das übergreifende Designideal der Bauhaus-Schule, das sich zur neuen Dimension formierte. Frank lehnt die Idee des Architekten als Interpret des Zeitgeistes und somit eines Konzepts des „neuen Menschen“ durchweg ab. Denn seine Architektur will nicht ausdrücklich mit der Tradition brechen. Sie ist voller Widersprüche, genau wie die moderne Welt. In seiner Schrift „Fassade und Interieur“ von 1928 schreibt er: „Das angestrebte Ziel der Einrichtung besteht nicht darin, den Innenraum so reich oder so einfach wie möglich zu gestalten, sondern ihn so komfortabel wie möglich zu machen, ein Ziel, das in der Mitte liegt und daher für Menschen ohne natürliches Gefühl schwer zu erreichen ist.“

Die Beschreibung eines Architekten der gemeinsam mit Bauhaus Architekten in der Weißenhofsiedlung von Mies van Rohe berufen wurde, um dort ein Wohnhaus zu bauen, sich andererseits gegen deren Prinzipien wendete, kann meiner Meinung nicht wirklich wahr sein. Zu ähnlich sind Franks Ausdruck und Sprache der Architektur mit denen der Bauhaus-Anhänger. Hier von einem Architekten zu sprechen, der mit seiner Bauweise an einer früheren Tradition festhalten wolle, halte ich nicht für richtig. Viel stärker kommen bei Frank musische Tendenzen zum Tragen. Seine Architektur wirkt musikalisch, wie das Innere eines Gehörgangs aus dem heraus er seine schöpferischen Quellen gewissermaßen organisch bezieht und die sich rhythmisch fortsetzen. Insofern hat er mit seiner Verspieltheit ein typisches Element des skandinavischem Designs getroffen, wodurch er sich von der stringenten Linie der Bauhaus-Lehrenden absetzen mag.

Click me