Diskutiert Praktiken die sich gegen diejenigen Techniken des Entwerfens stellen, die ausschließlich von einem voraussetzungslosen schöpferischen Schaffen (Schalten und Walten) ausgehen.
Das Buch will Geläufiges hinterfragen und exemplarisch neue Kulturtechniken dokumentieren. In den Beiträgen wird Entwerfen in seiner historischen Entwicklung und in erkenntnistheoretischen Grundlagen diskutiert. Ausgangspunkt bildet die Annahme, daß nicht Erntwurfsergebnisse entscheidend sind, sondern Verfahren und Konzeptionen der Entwurfsfindung den Ausschlag geben.
Als grundlegende These gilt hierbei, daß sich das Wissen der Architektur in die Verwendung der Kulturtechniken einschreibt. Das geschieht in Schrift und Buchdruck genauso wie in der Architekturzeichnung und in Raumsimulations- und Visualisierungstechniken. Bezug genommen wird damit auf Autoren wie den Architekturtheoretiker Robin Evans, der sein Buch zur Geschichte der Perspektive gerade in Beziehung zur handwerklichen Baupraxis sieht.
Die Rede ist von unterschiedlichen Entwurfstechniken, deren Vielfalt zum Resultat nicht abgeschlossene und nicht zur Fortsetzung gedachte Entwurfspraktiken hervorbringen. Es geht vor allem um die Kreativität des Menschen bei der Anwendung solcher Praktiken. Woraus sich eine weitere Fragestellung ergibt, inwiefern das Entwerfen selbst nicht als Kulturtechnik im Sinne einer Technik verstanden werden kann.
Die Beiträge sind in fünf Abschnitten zusammengefaßt, die sich in Themenfelder wie: Techniken, Verfahren, Regeln, Prozesse und Entwurfspraktiken aufteilen. Beiträge, die sich zeitlich zwischen Renaissance und frühem 19. Jahrhundert situieren. Behandelt werden Verfahren zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und den Entwurfsdebatten der 1960er Jahre einschließlich der Folgen auf die Gegenwart. Anschließend befaßt sich ein Abschnitt mit grundsätzlichen Fragen zu Praktiken des Entwerfens. Der Band umfaßt 373 Seiten.
Eine Auswahl der Beiträge
Kapitel I Techniken
Den Anfang setzt Bernhard Siegert von der Bauhaus-Universität in Weimar mit seinem Beitrag: Weiße Flecken und finstre Herzen. Von der symbolischen Weltordnung zur Weltentwurfsordnung. Entwerfen ist ein kreativer Akt der Gestaltung, wer sich darauf einläßt, sollte ein umfassendes Verständnis mitbringen, eines welches für das Entwerfen konstruktiv ist. Wenn Architekten vom Entwurf sprechen, dann ist damit meistens eine Bedeutung gemeint, wie sie die Renaissance hervorbrachte. Das Unikat, die Zeichnung setzt eine Form der Vervielfältigung voraus zum Beispiel drucktechnischer Art. Der Begriff der Kulturtechnik meint Begriffe wie Medien, Kultur und Technik, die damit erneut zur Disposition gestellt werden. Was im Text folgt, ist eine theoretische Auseinandersetzung, die an vielen Stellen in den Renaissance Diskurs mündet.
Die weiteren Überschriften im Beitrag lauten: 2. Entwerfen als Experimentalsystem bei Leonardo; 3. Symbolische Weltordnungen; 4. Kartographischer Selbstentwurf; 5. Entwurf als Projekt(ion); 6. Loxodrome; 7. Optische Konsistenz zwischen Werkstatt und Globus; 8. Ausstieg aus dem Projekt; 9. Welt im permanenten Entwurfsstadium; 10. Schlußfolgerung zur Genese des Entwerfens.
Der Begriff der Weltordnung oder der Weltentwurfsordnung geht hier auf die Unterscheidung zwischen Gegensätzen zurück wie innen und außen oder Sprache und Sprachlosigkeit. Daraus ergeben sich Weltordnungen, die im Mittelalter oftmals narrativer Natur waren bei der Beschreibung von Räumlichkeiten oder bei der Aufdeckung von Bedeutungen in Grundrissen von Gebäuden. Als Beispiel wird hier das kabylische Haus gewählt, wie es Pierre Bordieu beschreibt. Genauso wurden auch mittelalterliche Landkarten mappamundi geplant, die in ihrer Ausdruckssprache mehr ihrer Weltordnung folgen, als daß sie geographisches Wissen vermitteln. Der Entwurf spielt hierbei eine wesentliche Rolle bei Gestaltung und Herstellung. Loxodrome bedeuten Schiffskurse, die im Mittelmeer eine andere Bedeutung haben als auf dem Atlantik oder im Indischen Ozean, weil dort aufgrund der größeren Entfernungen die Erdkrümmung auf dem Fahrtweg mit einberechnet ist, um den Abstand zwischen zwei Punkten berechnen zu können.
Der zweite Beitrag ist von Mario Carpo von der Ecole d'Architecture in Paris. Er befaßt sich mit Leon Battista Alberti und dessen unzeitgemäßer Entdeckung digitaler Technologien und nennt seine Überschrift: Aufstieg und Fall der identischen Reproduzierbarkeit. Was der Versuch ist in der frühen Neuzeit Technologien aufzutun, die erst in unserer Gegenwart zum Ausdruck kommen, ja, die unsere Medienwelt heutzutage geradezu beherrschen. Das können immer nur Ansätze sein, denn es wäre vermessen Albertis Schaffen als digitalisierte Welt zu begreifen. Carpo drückt nur aus, wie die Humanisten in der Renaissance aufgeschlossen gegenüber neuen Techniken waren, wie die Griechen im Altertum es ihnen vortaten. Wie Weltentwürfe bis in die Gegenwart hinein Fortsetzung gefunden haben.
Michael Bollé stellt in seinem Beitrag die Frage, inwieweit das Entwerfen vor dem 19. Jahrhundert im Sinne des Buches schon "Kulturtechnik" gewesen sei. Der Autor beginnt mit dem vitruvianischen Denken der Antike. Zeigt das Beispiel der Konstruktion einer ionischen Schnecke, was konstruktives Element bleibt und keine Relevanz auf handwerkliche Umsetzung ausübt. Geht über Alberti zu Palladio und Michelangelo und beschreibt vor allem zweidimensionale Entwürfe auf Papier als Ausdrucksmittel vielfältiger Utopien schon damals. Mehrere Abbildungen veranschaulichen wie in der Renaissance und später architektonische Idealentwürfe dazu dienten, den Bauherrn von einer Idee zu überzeugen. Bollés Beitrag hat die Überschrift: Vom Modul zu Zelle zu Raster. Entwurfsparameter und ihre Veranschaulichung vor dem 19. Jahrhundert.
Kapitel II Verfahren
Entwerfen zwischen Raum und Fläche von Wolfgang Pircher berichtet über einen Film von Peter Greenaway "The belly of an architect" (1987) und schließt daraus auf den Revolutionsarchitekten Boullée, der sich im Entwerfen übte weniger im Bauen. Die Revolution ist es, die dem Ingenieur endlich dazu verhilft mehr Ansehen zu erlangen in Verbindung mit einer technologischen Rationalität, die in diesen Jahren aufkeimte. Eine Überschrift im Text lautet: Den Raum konstruieren. Der Architekturtheoretiker Robin Evans befaßt sich unter der Überschrift "Gezeichneter Stein" mit so genannten Traits. Darunter verstand man ein Verfahren, das den präzisen Zuschnitt zusammengesetzter Steinblöcke unter Verwendung von Konstruktionsrissen erlaubte, welche dann bei komplexen architektonischen Formen wie Gewölben verwendet wurden. Nach Evans waren Traits eine ausgesprochen französische Erfindung. Am Beispiel einer Trompe wird die Verwendung von Traits bei ihm beschrieben. Namentlich an der Gartenseite des Schlosses in Anet, das im Jahre 1550 erbaut wurde. Eine Trompe ist ein einwärts gebogenes, konisches Mauerwerk, dessen Form an eine Trompete erinnert und dazu dient vorspringende Türme zu tragen. Die Konstruktion kommt gänzlich ohne hölzerne Hilfskonstruktionen aus.
Warum Wolfgang Pircher sich mit Traits befaßt, hängt damit zusammen, daß diese Zeichnungen nichts Anschauliches mehr an sich haben, sondern aus abstraktem Konstruktionsprinzip gewonnen wurden. Gleichwohl verlangt der Entwurf ein räumliches Vorstellungsvermögen. Nach mehreren Exkursen über die Schule der Geometrie, der Stereotomie, das Maschinenzeichnen und über Elektrische Maschinen gelangt er zur Anschauung von Schaltplänen und gelangt zur zweidimensionalen Ansicht von Platinen und deren Entwicklungsgeschichte. Dabei geht es immer um den möglichst kreuzungsfreien Verlauf der Bahnen auf der zweidimensionalen Oberfläche.
Le Corbusiers "Traktat über das Entwerfen" von Bruno Reichlin, tätig an der Accademia di Architettura, Mendrisio in der Schweiz. Reichlin will nicht Patente des Erfinders Le Corbusier vorstellen, sondern versucht Entwurfsstrategien zu ermitteln. Eine erste Strategie bei Le Corbusier benennt er "Entautomatisierung", ein Instrument, um sich vom eigenen Bildungshintergrund zu distanzieren, diesen zu hinterfragen und schließlich zu verlassen. Eine zweite Strategie befaßt sich mit Dekonstruktion der Raumperspektive durch die Malerei, was mit einer Kritik des Kubismus verbunden ist. Eine dritte Strategie ist der "plan libre", woraus die gedankliche Konsequenz aus allen Überlegungen zusammen und Trennung der Funktionen beruht. Die vierte Strategie bezieht sich auf die Poetik der "opera aperta", das offene Kunstwerk, das in Verbindung mit der Wiedereinführung des pragmatischen Stück für Stück steht, eine Vorgehensweise, die beispielsweise der mediterranen Bauweise eigen ist. Eine fünfte Strategie besteht im "displacement of concepts" der Konzeptübertragung. Angeführt wird das Beispiel des Ozeandampfers, der dabei Hilfestellung leistet über die Unité d'habitation Le Corbusiers nachzudenken.
Den Ungaren und Lehrer am Bauhaus in Weimar, László Moholy-Nagy behandelt Susanne Hauser, an der UdK in Berlin, in ihrem Beitrag: Projektion der künftigen Architektur. zu László Moholy-Nagy von material zu architektur. Die Herausgeberin beschreibt den Vorgang im Übergang von einer Kulturtechnik zu einer anderen. Moholy-Nagy habe Kunst in der Anordnung von Materialien von der materialistischen Seite zu betrachten ausgelassen. Die Überschrift bezieht sich auf dessen Resümee, das er aus seiner Tätigkeit am Bauhaus im Jahre 1929 gezogen hat. Es geht um die Produktion neuer Gestaltungsmöglichkeiten, wie z.B. die von ihm entwickelte Fotoplastik, Typograpghie oder das Typfoto. Das heißt, die Wahrnehmung wird einer modernen, technisch bestimmten und urbanen Umwelt näher gebracht. Wobei Fotografie das Mittel der Kritik darstellt.
"von material zu architektur" (1929) ist ein Lehrbuch. Der Titel ist Programm. Er formuliert die Architektur als Ziel der Künste. Text- und Bildebene sind darin miteinander verschränkt. Das Buch behält historische als auch anthropologische Dimensionen in seiner Aussage. Will nicht Entwurfsvorlage sein, sondern weist daraufhin, welche Wege zu gehen sind, um Architektur zu entwerfen: Entmaterialisierung, Beschleunigung und Dynamisierung, Neukonzeptionalisierung des Raums und Gestaltung mit Licht lauten die Kategorien, die zu einem neuen Raumverständnis führen sollen.
Kapitel III Regeln
Der Beitrag: "Semiotik und Ästhetik in der Architekturtheorie der sechziger Jahre" von Claus Dreyer hat die Sprache der Architektur zum Ziel. Er zitiert die typischen Verfasser auf diesem Feld: Umberto Eco, Charles Jencks, Jürgen Joedicke, Max Bense, Christian Norberg-Schulz und Heinrich Klotz, um nur einige der Namen aufzuzählen, die das Feld der Semiotik und die Sprache der Architektur seit den 1960er Jahren ausgiebig behandelt haben. Claus Dreyer ist tätig an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe im Fachbereich Architektur und Innenarchitektur.
Er stellt in seinem Beitrag zunächst das semiotische Referenzschema für architektonische Zeichen vor, welches auf den amerikanischen Mathematiker Charles Sanders Peirce (1839 - 1914) zurückgeht und seit den 1950er Jahren von Max Bense auf Kunst, Design und Architektur angewandt wurde. Umberto Ecos erste größere Analyse architektonischer Zeichen lag diese zugrunde. Die triadische Grundstruktur kann folgendermaßen verstanden werden: Form (Material, Farbe, Konstruktion, Gestalt); Funktion (psychologisch, psychisch, geistig); Bedeutung (emotional, praktisch, logisch).
Daraus entstanden verschiedene theoretische Ansätze in den 1960er Jahren, woraus sich wiederum ein Spektrum an Themenbereichen herauskristallisierte. Vier davon stellt uns Claus Dreyer vor: 1. Architektonische Elemente als Zeichen, 2. Architektur als Sprache oder Text, 3. Architektonische Kodes, 4. Architektur als (Massen-) Medium. Schließlich wird erläutert, welchen Beitrag die Semiotik in der Architekturtheorie der 1960er Jahre geleistet hat: Ästhetisierung der Architektur, neue Bildhaftigkeit, Funktionalität, der überkommene Stilbegriff und der mediale Charakter finden ihre Aussprache.
Georg Franck sagt in seinem Beitrag: Maschinelle Entwurfshilfen. Was lehren Künstliche Intelligenz und Künstliche Kreativität über das architektonische Denken? Zunächst ist architektonisches Entwerfen eine Form des Denkens. Es ist vor allem ein Ausdenken und Hinschreiben. Die mediale Speicherung soll das Gedächtnis entlasten, wird hier behauptet. Formulieren sei nicht mehr als ein Spiel mit standardisierten Zeichen.
Bei Leibniz war die Logik noch nicht formulierbar. Erst im 20. Jahrhundert entstanden Formengrammatiken, die sich auf inhaltliche und syntaktische Einheit reduzieren ließen. Geprägt sind solche durch Variablen und Literalen. Letzteres sind Symbole aus denen ganze Entwurfszeichnungen bestehen können, wie Grundrisse und Schnitte. Einmal festgelegt, sind sie nicht mehr zu ersetzen.
Franck meint, die Formensprache griechischer Tempel sei bereits eine Formengrammatik, hart und bedingungslos in elementaren Formen und syntaktischen Regeln. Die erste Formengrammatik, so Franck weiter, stamme von Andrea Palladio in seinem zweiten Buch der vier Bücher aus dem Jahre 1560. Jetzt geht es dem Autor darum die Formensprache Palladios im maschinellen Vorgang umzusetzen, indem sich Villen nach Palladios Schema laufend selbst generieren. Aber erst durch die Vorstellung von dem was die Maschine für uns entworfen hat, kommen Funktion und ästhetische Qualität ins Spiel. Die Übertragung in einen Algorithmus bedeutet eigentlich nur, daß die klassische Bauform eine eigene Formengrammatik hat.
Im nächsten Schritt unter der Überschrift Evolutionäre Algorithmen werden Steigerungsraten erkannt, die sich auf die Komplexität solcher Formengrammatiken beziehen. Begriffe wie gap, overlap und crossover bezeichnen Eigenschaften einer kenntlich reduzierten Formensprache. Welche Auswirkungen haben diese zum Teil binären Systeme auf das architektonische Denken? Der Autor kommt zu dem Schluß, keine künstliche Intelligenz und keine Maschine vermag sinnstiftend zu sein. Sie kann nur präzisieren und über die Empfindlichkeiten aufklären.
Kapitel IV Prozesse
Der Beitrag von Ingeborg M. Rocker befaßt sich mit Max Bense dem Informationsästhetiker, besonders was seine Tätigkeit in Stuttgart angeht. Bense begrüßt die Antizipation technisch und mathematisch informierter Welten, die wie auch immer eine Erweiterung des Spektrums bedeuten. Hierin sieht Bense das Kreative in der Technik. Er befaßte sich verstärkt mit Claude Elwood Shannons Mathematical Theory of Communication (1949) und mit Norbert Wiesners Cybernetics (1948). Es sind dies Prozesse einer stochastischen Selektion. Shannons Theorie befaßt sich mit einer effizienten Signalübertragung von Sender zu Empfänger. Ihm ging es dabei um die Quantifizierbarkeit der Information.
Ingeborg M. Rocker bezieht sich außerdem auf den Architekten Manfred Kiemle, der eine Arbeit über: Ästhetische Probleme der Architektur unter dem Aspekt der Informationsästhetik (1967) veröffentlicht hat. Kiemle kritisiert Benses Analysemethodik, weil Kunstwerke und ihre Realisation ausschließlich unter dem Gesichtspunkt quantitativer Mess- und Rechenvorschriften bewertet werden. Kiemle geht es weniger um eine dem Objekt eigene Charakteristik, als vielmehr um das Schöne als Resultat eines Bewertungsprozesses.
In Anlehnung an Shannons Sender und Empfänger Modell wurden in Kiemles Darstellungsmodell die Architekten zu Sendern und Architekturen zu Nachrichten und Zeichensystemen erklärt. Kiemles Methoden grenzen sich scharf von der tradierten Architektur- und Kunsttheorie ab, erweitern Elisabeth und Max Benses Informationsästhetik auf die Belange der Architektur. Als Beispiel wird die Fassade des Stuttgarter Universitätsgebäudes bildlich dargestellt. Beleuchtete und unbeleuchtete Fenster sind nur ein neuer Aspekt, mit dem sich Kiemle auseinandersetzt.
Der Zufall spielt in der generativen Ästhetik eine wichtige Rolle. Generative Prozesse bestehen danach aus zwei Phasen, einer konstitutionellen und einer realisierenden. Die Genese des Zufalls wird hier am Beispiel von Georg Nees und Frieder Nake, beides Computerkünstler, demonstriert.
Kapitel V Praktiken
Herausgeber Daniel Gethmann bezieht sich auf Michel Serres und dessen Konzept des unwissentlichen Wissens. Die alltägliche Erfahrung des kreativen Handelns mit eigenen Entwürfen überraschen durch die Entwicklung ihrer Eigendynamik. Sobald sich eine mediale Darstellungsweise beim Entwerfen durchgesetzt hat, gewinnen die Entwurfsprozesse an Relevanz. Ab hier findet der Entwurf auch seine Berücksichtigung in einer Analyse des Resultats.
Diese Perspektive impliziert eine dynamische Konstruktion des Entwerfens mit der konsequenterweise die Abkehr vom traditionellen Konzept der Autorschaft verbunden ist. Techniken, Verfahren, Modelle und Praktiken erhalten den Status von Akteuren in einem Entwurfsnetzwerk.
Wenn das Entwerfen sich in diesem Sinne als darstellendes Argumentieren artikuliert, so wird seine Art zu denken geformt von nicht mimetischer Natur der Repräsentation. Aus ihren Variationen und Innovationen bezieht das Entwerfen eine neue Qualität. Die Vorgehensweise ist bei Herausgeber Daniel Gethmann dann als eigene Kulturtechnik zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I Techniken
Bernhard Siegert
Weiße Flecken und finstre Herzen
Von der symbolischen Weltordnung zur Weltentwurfsordnung
Mario Carpo
Aufstieg und Fall der identischen Reproduzierbarkeit
Zu Leon battista Albertis unzeitgemäßer Entdeckung digitaler Technologien in der frühen Frührenaissance
Michael Bollé
Vom Modul zur Zelle zum Raster
Entwurfsparameter und ihre Veranschaulichung vor dem 19. Jahrhundert
Gert Gröning
Zum Entwurfsverständnis bei Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau
Kapitel II Verfahren
Wolfgang Pircher
Entwerfen zwischen Raum und Fläche
Bruno Reichlin
Le Corbusiers "Traktat über das Entwerfen"
Susanne Hauser
Projektion der künftigen Architektur
Zu Lásló Moholy-Nagy: "von material zu architektur"
Frank Werner
Halbwertzeiten
Utopien von gestern als Stadtstrukturen von morgen
Kapitel III Regeln
Chrsitian Kühn
Erste Schritte zu einer Theorie des Ganzen
Christopher alexander und die "Notes on the Synthesis of Form"
Claus Dreyer
Semiotik und Ästhetik in der Architekturtheorie der sechziger Jahre
Gernot Franck
Maschinelle Entwurfshilfen
Was lehren Künstliche Intelligenz und Künstliche Kreativität über das architektonische Denken?
Kapitel IV Prozesse
Ingeborg M. Rocker
Berechneter Zufall
Max Benses Informationsästhetik
Claus Pias
Jenseits des Werkzeugs
Kybernetische Optionen der Architektur zwischen Informationästhetik und "design amplifier"
Jesko Fezer
A Non-Sentimental Argument
Die Krisen des Design Methods Movement 1962-1972
Urs Hirschberg
"Augmented Archtitecture"
Wie digitale Medien die Entwurfsarbeit der Architekten erweitern
Kapitel V Praktiken
Elisabeth List
Die Kreativität des Lebendigen und die Entstehung des Neuen
Maria Auböck und János Kárasz
Prozesse gestalten - Zeit als Enturfsmaterial
Gert Hasenhütl
Zeichnerisches Wissen
Daniel Gethmann
Interaktionen
Zur medialen Konstitution des Entwerfens