Im folgenden sollen zwei Architekturwörterbücher verglichen werden. Das vorrangig zu untersuchende ist bei Reclam erschienen und heißt „Kleines Wörterbuch der Architektur“ (10. Auflage, 2005). Dieses Buch bietet Worterklärungen von A – Z. Es ist im typisch gelben Reclam Standard Format und hat 144 Seiten. Ein Herausgeber wird gar nicht erst genannt. Es kostet nur 4.40 Euro, ein Preisvorteil ist damit garantiert.
Der Band enthält 113 aufschlußreiche Abbildungen, die von Theodor Schwarz neu gestaltet wurden. Bestehend aus Grundrißzeichnungen, Aufsichten zum Beispiel ein römisches Kastell und zahlreiche Details der architektonischen Gestaltung, wie die Abbildung einer Kreuzblume auf Kirchturmspitzen. Die kleinen Abbildungen sind zumeist rein linear und zur genaueren Umschreibung manchmal numeriert. Andererseits werden Gebäudeteile auch plastisch wiedergegeben, wie Schlösser oder Tempel.
Die Lexikonartikel selbst sind knapp gefaßt und umfassen ca. 10–30 Wörter bei ca. 10 Begriffen je Seite. Viele Bezeichnungen sind weiterführend mit einem Pfeil => gekennzeichnet. Gelegentlich aber selten wird Bezug auf weiterführende Literatur genommen. In manchen Fällen ist die ethymologische Herkunft in Klammern wiedergegeben, wie z.B. für Minarett (arab.-türk. minare).
Lexikalische Suchwörter heben sich im Fettdruck vom übrigen Textteil ab, sind dadurch übersichtlich und leicht zu finden beim Nachschlagen. Die Seitenzahl am oberen Rand wird ergänzt durch den alphabetisch ersten und letzten Begriff der Seite, so daß ein Überschlag bei der Suche möglich ist.
Schätzungsweise 1500 Stichwörter werden auf diese Weise bearbeitet. Die Begriffsdefinitionen richten sich insbesondere an Architekten und Kunsthistoriker, es handelt sich also um ein Glossar der Fachsprache zur historischen und modernen Architektur in Europa. Erstaunlicherweise kommen aber auch zahlreiche arabische Begriffe vor, wie sie beim Moscheenbau verwendet werden. Und auch Leser, die nicht vom Fach sind, bietet der Band Möglichkeiten sich schnell zu informieren, der hier in der 10. Auflage 2005 vorliegt. Erste Auflage 1995.
Das zweite Buch zum Vergleich nennt sich „Dictionary of Architecture“ erschienen bei Penguin Books, 4. Auflage 1991 und ist in englischer Sprache. Herausgeber sind John Fleming, Hugh Honour und Nikolaus Pevsner. Im Aufbau unterscheidet sich der Penguin Band kaum von der neueren Reclam Ausgabe, außer daß Penguin ein anderes etwas größeres Taschenbuchformat wählt und 498 Seiten an Umfang bietet. Hier werden auch Namen von Architekten aufgeführt und es wird Bezug genommen auf internationales, wie z.B. „Australian architecture“.
Das Erscheinungsbild der Penguin Ausgabe ist großzügiger. Zwischen den Zeilen wird mehr Platz gelassen. Die Abstände einzelner Lexikonartikel sind größer, obwohl die Reclamausgabe technisch soweit optimiert ist und beim genaueren Betrachten die Buchstaben sogar größer wirken.
Man muß eben eine Unterscheidung treffen zwischen einem Lexikon im klassischen Sinne, das versucht auch längere Absätze zu formulieren und Inhalte ausführlicher wiederzugeben und einem Nachschlagewerk wie das Reclam Architekturwörterbuch. Es dient dazu, schnell einen Begriff aufzuspüren und schnell zu erfassen. Allerdings modernste Begriffe wie „space architecture“ oder deren deutsche Umsetzung werden nicht erwähnt, obwohl diese in der Architektursprache zunehmend an Bedeutung gewinnen.