Metageschichte der Architektur

Metageschichte der Architektur

Ein Lehrbuch für angehende Architekten und Architekturhistoriker
von Andri Gerber
und zahlreichen Mitarbeitern
transcript Verlag, Bielefeld
1. Auflage 2014
Broschiert, 315 Seiten
Größe:  15,1 x 22,9 x 2,5 cm
ISBN: 978-3837629446
Wie lehrt man Architekturgeschichte in einer Zeit, die sich nicht mehr die Zeit nimmt, um sich wie selbstverständlich mit der eigenen Geschichte zu befassen? 
 
Verdrängung kennzeichnet den gesellschaftlichen Wandel. Das betrifft die gängigen Lehrmeinungen ebenso. Der vorliegende Band aus dem transcript Verlag verfolgt nur das eine Ziel, indem Architekten bei der Vermittlung von Architekturgeschichte mit herangezogen werden. 
 
Es geht dem Autor vor allem darum, die bestehenden Hemmschwellen abzubauen. um so den eigenen Standort eindeutiger herauszufinden. Das Buch will noch mehr sein, wenn der Begriff Metageschichte die Trennung von Ordnung und Unordnung zugunsten der erweiterten Sicht auf den Horizont nimmt. Wenn möglich sollen Architekten darauf Bezug nehmen. Der Anteil an der Geschichte, der bei der Umsetzung hin zu einem komplexen Bauwerk ursächlich sein kann.
 
Meta- bedeutet hier Theorie der Geschichte selbst und das Nachdenken darüber. Metawissen ist also instrumental darauf ausgerichtet auf die Notwendigkeit der Studierenden ihre Geschichte selbst zu schreiben. Entsprechend dieser Lehrmeinung ist der Band nach einzelnen Lektionen gegliedert.
 
 
Der Historiker Andrew Leach behauptet, es gäbe keine Übereinstimmung darüber was Architekturgeschichte wirklich sei. Andri Gerber fügt an, weithin könne man sein Buch auch als strukturalistisch bezeichnen. Er wählt hierfür Roland Barthes und Michel Foucault. Zeichnet mehrere Diagramme und benennt sie: "Städtebau? Eine Sozial- und Wissensgeschichte" oder "Theorie der Städtebaumetaphern". Vor diesem Hintergrund mit komplexem Diagrammaufbau muss man sich fragen, wie Studierende mit dieser Ordnung und der Unordnung zurechtkommen? Eine zeitgenössische Geschichtsschreibung muss auch die Aufgabe der Unordnung übernehmen können. Der Philosoph Karl Popper deutete mit seinem "Historizismus" ein Diagramm des Archiekturtheoretikers Charles Jencks an, welches beim Hinschauen ebenso komplex und ungeordnet erscheint und eine fließende Bewegung aufweist. Verschiedene Theoretiker kommen zu Wort, vervollständigen die Ansichten. Hans Sedlmayr und Manfredo Tafuri finden Erwähnung. Andri Gerber will in der Geschichte der Architektur vor allem den kunstgeschichtlichen Hintergrund verstanden wissen.
 
Architekturgeschichte ist eine beschreibende Wissenschaft. Wobei "Erzählen" und "Beschreiben" bei Andri Gerber als Textpositive verstanden werden. Erzählung versucht nicht objektiv zu sein, wie dies in der Beschreibung der Fall ist. Bei Sedlmayr tritt die Unterscheidung zwischen "beschreiben" und "erklären" deutlicher hervor. Der vorliegende Band plädiert jedoch stark für eine Architekturgeschichte die "erzählen" will.  Das wird schon bei der Herangehensweise von Autoren und Mitarbeitern sichtbar. Diagramme bei Charles Jencks folgen einer erzählenden und sich fortbewegenden Struktur. Mehr als wenn sie einem strengen Rahmen im Wissenschaftsraster folgen würden.
 
Bei Erwähnung der erzählenden Architekturgeschichte fällt mir der Gegenwartskünstler Anton Henning ein, der mit seinen Bildern ganze Räume einrichtet. Sitzgelegenheiten; Tapetenmuster, Bilderrahmen, Sofa, Tischecke und anderes. Das künstlerische Ambiente erfüllt architektonisches, den der Wohlfühlecke. Wie nebenbei erscheint eine wiederkehrende Symbolik oder ein Muster auf der Leinwand. Eine Art dreiblättriges Kleeblatt, das auch ein Propeller sein kann. Die amorphe Form, die wie ein Firmenlogo als Alleinstellungsmerkmal auf der Leinwand erscheint und eine Metageschichte erzählt, strebt die innere Absolutheit an innerhalb der Bildwelten bei Anton Henning. Währendem verwendet  Andri Gerber Gegensatzpaare, um auf einen Sachverhalt aufmerksam zu machen, der für die Wissenschaftstheorie eine Bedeutung haben kann. Ein solches Gegensatzpaar, bei Andri Gerber Textpositiv, sind Formen der Beschreibung und der Erzählung. Eine Entwicklungform aus beidem bildet komplexe Diagrammhaufen, die einer fließenden Bewegung folgen und vor dem einfachen Rahmen des Diagramms, x- und y-Achse, aufhören zu existieren. Somit zu einer komplex aber aufschlussreich  weiterbringenden Struktur generieren. 
 
 Architektur ist immer Synthese, weil daraus ein Projekt entsteht. Peter Behrens und Theodor Fischer haben die Moderne erkannt, welche pure Ablehnung gegen den Stilpluralismus des Historismus hat. Der Übergang zur Moderne und später zur Postmoderne werden nach und nach vollzogen. Buchautor Andri Gerber übertitelt dies mit "Negativer Dialektik", um damit das Neuland der Moderne zu betreten. Weist auf Leo Adler und postmoderne Architekten wie Leon Krier. Th. W. Adorno nutzte in seiner Philosophie ebenfalls die Negative Dialektik.
 
Was folgt sind vier Lektionen, beginnend mit der Arbeit welche der Architekt vor sich hat. Beschrieben werden Namen wie Aldo Rossi, Louis Kahn, Paolo Portoghese und Ricardo Borgfill. Besprochen werden Themen zur Renaissance-Architektur, das Diagramm in der Architekturgeschichte, Architektur zwischen Autonomie, Heteronomie und Engagement u.a.m.
Click me