Im neuen Rems-Murr-Klinikum, das in diesem Sommer in Winnenden fertiggestellt wurde, greift der Maler Burghard Müller-Dannhausen das Farbkonzept der Architekten Hascher Jehle auf und lässt es in der Sprache der Kunst wirksam werden. Damit erschließt er das kommunikative Potential der Architektur. Durch die enge Anlehnung an das architektonische Konzept verstärkt er die Building Identity und fördert die Identifizierung der Menschen mit ihrem Klinikum.
Das Farbkonzept von Hascher Jehle beruht auf dem Dreiklang Gelb, Grün, Orange. Diese Grundfarben bestimmen die Außenwirkung des Gebäudes. Im Inneren setzt sich das Prinzip der Grundfarben fort, passt sich aber gemildert und aufgehellt den Erfordernissen eines Klinik-Innenraums an. Daraus ergibt sich die Basis für die „Farbwand“, ein Wandbild, das sich über zwei Stockwerke und auf einer Länge von nahezu 180 Metern über die Nordseite der Magistrale erstreckt. Die Farbwand empfängt den Besucher in der Eingangshalle und leitet ihn weiter zu den einzelnen Gebäudeteilen: dem gelben, dem grünen und dem orangefarbenen Pavillon.
In einem offenen Kunst-am-Bau-Wettbewerb entschied sich die Jury für das Konzept Farbwand und damit eindeutig für das Medium Farbe als gemeinsamen Nenner von Architektur und Kunst. Burghard Müller-Dannhausen hatte aus der Architektur der Magistrale das Motiv des Weges herausgelesen. Der Weg als Prozess, als Heilungs- oder Bewusstseinsprozess, wurde zum Impulsgeber für die Gestaltung eines Farbweges.
Die Farbwand besteht aus unzähligen Farbschritten. Der Dreiklang fächert sich auf in dreimal fünfzehn Farbtöne, die die Grundfarben orchestrieren – durch behutsame Differenzierungen, aber auch durch komplementäre Spannungen. Die Farbschritte folgen dem menschlichen Schritt, beantworten aber dessen Regelmäßigkeit durch einen spannungsreichen Rhythmus. So wird die Strecke zum Weg. Auch die horizontalen Zäsuren beziehen sich auf den Menschen, auf das Maß, das er mit seinem Körper beschreibt. Ein konsistentes Flächengefüge organisiert die Farben durch geometrische Begrenzungen. Die klare Geometrie meidet alle organischen Anklänge, denn das Klinikum ist ein hoch sensibler Bezugsrahmen für visuelle Eindrücke. Das Organische ruft hier allzu schnell pathologische Assoziationen wach. Die Geometrie schafft dagegen eine Neutralität, die den belasteten Patienten, Besucher oder Pfleger durchatmen lässt. Sie entfaltet einen Wechsel aus Senkrechten und leichten Schrägen, die der Farbwand Lebendigkeit einhauchen. So erscheint sie wie ein Vorhang in Bewegung, wie Gras oder Schilf im leichten Wind.
Die Farbwand setzt Architektur und Malerei in einen Dialog. Dadurch, dass der Maler das Konzept der Architekten aufgreift und verstärkt, gehen der Raum und die Menschen darin eine Beziehung ein. Der Raum verändert durch seine Beschaffenheit das Erlebnis der Menschen. Die Menschen nehmen den Raum an als ihr Klinikum, in dem sie dulden, hoffen oder arbeiten. So verstärkt die Malerei die Building Identity des Klinikums.
Burghard Müller-Dannhausen, geboren 1947 in Hildesheim, Schüler von Johannes Schreiter an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt, lebt und arbeitet in Koblenz. Zahlreiche Ausstellungen in Museen und Kunstvereinen. Bisherige Kunst-am-Bau-Projekte u.a.: Luther Lawfirm Köln, Grand Hyatt New York City. Weitere Informationen: www.mueller-dannhausen.de
Das Rems-Murr-Klinikum Winnenden ist ein Krankenhaus der Zentralversorgung mit mehr als 600 Betten. Errichtet wurde das Rems-Murr-Klinikum Winnenden in den Jahren 2009 bis 2014. Zusammen mit der Rems-Murr-Klinik Schorndorf stellt das Klinikum die stationäre und ambulante medizinische Versorgung von über 400 000 Menschen der Region sicher. Das Klinikum verfügt über Fachabteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie, Kardiologie, Geburtshilfe und Gynäkologie, Pädiatrie, Urologie sowie HNO. Weitere Informationen: www.rems-murr-kliniken-neubau.de