Kinostart 12. August 2021: Als die letzte unberührte Küste bebaut werden soll und das einzigartige, malerische Naturschutzgebiet in Gefahr ist, regt sich deutlich der Unmut unter einigen Bürger*innen. Seit Jahren dominiert eine Gruppe von Männern, die „Vier von der Stange“ den Gemeinderat. Sie unterstützen sämtliche Projekte eines millionenstarken Bauinvestors aus Nordrhein-Westfalen, der in Göhren nach der Wende so viele Hotels und Ferienhäuser baute wie kein anderer. Die engagierten Göhrener Nadine und ihr Vater Bernd erkennen schnell, dass sie nur gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas ändern können. Sie gründen eine Bürgerinitiative und treten bei der Kommunalwahl an. Schaffen sie es, sich gegen das Geld und die Mächtigen zu stellen und ihr Dorf in eine andere Zukunft zu führen?
Diese Frage beantwortet der Film und bleibt durchgängig bei der Sache, schweift nicht ab und verläuft so ins Leere, sondern erzeugt einen Spannungsverlauf durch die politische Stellungnahme Einzelner und Mehrerer, die sich den Mut genommen haben, das Wort gegen diejenigen zu erheben, die scheinbaren Wohlstand und Investitionen nach Göhren gebracht haben. Doch Wohlstand ist nicht alles, die Vorzüge der kapitalistischen Gesellschaft können auch nach hinten losgehen und gewaltige Nachteile mit sich bringen. Der individuelle Entscheidungswille der Göhrener Bürger und Bürgerinnen darf durch unsolide Euro-Spekulationen nicht ins Hintertreffen geraten, lautet die Forderung dagegen. Die Bürger der Gemeinde Göhren sind aufgerufen dem bevorstehenden Unglück etwas entgegenzustellen. Die Ausschlachtung der örtlichen Ressourcen und seiner naturbelassenen Umgebung durch nicht in die Landschaft passende Hotel- und Klinikneubauten darf nicht passieren. Großinvestoren lassen die nötige Rücksicht vermissen beim Landschaftsschutz. Ein Kapital, das letztlich unbezahlbar ist und jedem Hotel- oder Klinikpanorama ethisch entgegenstehen dürfte.
Nadine Förster ist in Göhren aufgewachsen und war jahrelang in der ganzen Welt unterwegs, um dann wiederzukommen. 2014 gründete sie zusammen mit anderen Bürger*innen und ihrem Vater die Bürger-initiative „Lebenswertes Göhren”. Sie ist die führende Kraft der Wähler*innengruppe “Bürger für Göhren”. Bernd Elgeti lebt schon immer in Göhren und setzt sich seit über 40 Jahren für den Na-turschutz ein. Er und seine Tochter Nadine Förster sind zusammen die führenden Köpfe der Bürgerinitiative. Bernd will die wunder-schöne Natur im Biosphärenreservat rund um Göhren unbedingt erhalten und vor der Zerstörung durch Tourismusprojekte schützen.
Laufzeit: 96 Minuten, Deutschland 2021 / DCP / 1,78:1 Farbe Deutsch, Verleih: jip film & verleih Filmwebsite…
Buch & Regie: Christoph Eder Mit: Nadine Förster, Bernd Elgeti, Markus Pigard, Wolfgang Pester, Wilfried Horst, u.a. Kamera: Domenik Schuster Ton: Michael Holz, Ludwig Müller Filmmusik: Anna Kühlein Schnitt: Patrick Richter Producerin: Claritta Kratochwil |
Produzenten: Marcel Lenz, Guido Schwab – ostlicht filmproduktion Koproduzenten: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF Rundfunk Berlin-Brandenburg Gefördert von: Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) |
Der Film zeigt auf, welche Gegensätze aufeinanderprallen beim Versuch die eigene Heimat vor willkürlicher Vernichtung zu beschützen. Die Auseinandersetzungen gehen so weit, indem Einwohnern der Gemeinde untersagt bleibt, einfach zu behaupten, diese Form der Investitionen ziehen Wohnraumvernichtung im Ort nach sich. Es gibt immer weniger Wohnungen in Göhren, da vorhandene in Ferienwohnungen und Hotels umgewandelt werden. Darunter leiden die Einheimischen. Alles in allem eine einseitige Sichtweise, die durch sinnentleerte Umstrukturierung und ungewollte Neubebauung verursacht wurde. Aus landschaftlicher Vielfalt mit ausgedehnten Naturräumen entlang der Ostseeküste entstehen immer mehr die Inseln des Kapitalismus, welche Räume der Monotonie und Ohnmacht zur Folge haben. Diesen Gedanken zeichnet der Film mit seinen Stilmitteln konsequent nach, vermittelt die rege Diskussion, die in Form von Bürgerinitiativen und Akteuren viel Raum dazu gibt, sich gegen Missstände zu organisieren.
Ein ähnlicher Film ist “LANDRETTER” (2021) von Regisseurin Gesa Hollerbach, der sich mit einer ebenso prekären Problematik innerhalb der Landbevölkerung befasst, aber meiner Meinung nach nicht so konsequent den Faden des Protests gegen die Verursacher der Missstände verfolgt, sondern durch mehrere völlig unterschiedliche Episoden versucht, eine Form der Vielgestaltigkeit in den Dokumentarfilm zu bringen. Sie beklagt vor allem Investitionsmangel, Leerstand und Bauverfall bei alten Häusern. Hier ist die Doku “WEM GEHÖRT MEIN DORF?” szenisch eindringlicher gefasst, das Erinnerungsvermögen und die Abläufe innerhalb der Gemeinde sind nachhaltiger und bleiben deshalb stärker im Gedächtnis verankert.
Siehe auch: Interview mit dem Regisseur Christoph Eder