Im TaunusTurm, am Taunus Tor 1-3, befindet sich die neue Dependance des MMK, das dort auf zwei Etagen die Möglichkeit bekommt Sammlungsbestände des Museums weiträumig auszustellen. Die Verhandlungen waren sehr langwierig, wie Bürgermeister und Planungsdezernent Cunitz dazu sagte. Was als Vorgabe zur Verhandlung stand und was bei der Zielvereinbarung dann tatsächlich herausgekommen ist, unterscheidet sich. Es hat viel Energie gekostet, betonte der Bürgermeister, die Ziele die umgesetzt werden sollten auch zu erreichen.
Man kann sich bildhaft vorstellen, wie Investoren, wie CEO Tishman Speyer handeln, die gewinnbringend viel Geld investieren, um ein Bankhochhaus in Frankfurt aufzustellen. Der Raum ist knapp, die Grundstückspreise sind fast unbezahlbar in der Frankfurter Innenstadt. Jeder Quadratmeter Fläche ist goldwert. Um so überraschender ist, wenn dieses Hochhaus im Frankfurter Bankenviertel der Allgemeinheit zugänglich sein soll.
Intern wird ja viel Kulturförderung unternommen bei den Banken. Die Sammlungen fließen schon über, weil sich soviel angesammelt hat. Legendär ist die Deutsche Bank Kunstsammlung. Der Städel-Erweiterungsbau, entworfen von Schneider + Schumacher, wurde hauptsächlich deshalb erbaut, um einen Großteil der Kunstwerke der Deutschen Bank in sich aufzunehmen. Auch die DZ-Bank sammelt umfassend. Ihr Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst am fotografischen Bild.
Aufgrund der neuen Dependance im TaunusTurm ist das Museum für moderne Kunst in der Lage mehr Kunst öffentlich auszustellen, was sonst im Museumsarchiv lagern müsste, wie Susanne Gaensheimer, Direktorin im MMK hervorhob. Sie sprach von 50 Prozent an Mehrbelegung durch die Kunst. Das heißt, zusätzlich zum Hauptgebäude an der Domstraße und dem gegenüberliegenden MMK Zollamt wird das Museum in dem von Tishman Speyer und der Commerz Real AG neu errichteten TaunusTurm ab Mitte 2014 die Möglichkeit haben, für den Zeitraum von zunächst 15 Jahren, ausgewählte Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Doch nicht nur Museums- und Ausstellungsräume wird der neue Turm an der Taunusanlage hervorbringen. Auch ein 68 Meter hohes Wohnhaus entsteht direkt neben dem 170 Meter hohen Bankenturm. Bemerkenswert ist die bauliche Interaktion zwischen Wohngebäude und Bankenturm, ein Restaurant und Einzelhandel sollen ebenfalls Platz finden. Der Versuch in Hochhaustürmen auch Wohnungen zur Verfügung zu stellen, ist ein Konzept, das sich gegen den Leerstand vieler Bürohochhäuser in der Frankfurter Innenstadt richtet. Durch Wohnung, Einzelhandel und Ausstellungsbereich entstehen Vielfalt und Lebendigkeit, die im Dialog zu den Banken, den Investoren, den Schritt nach vorn in der Stadtentwicklung bringen. Die Stadt freut sich, als Bankenmetropole wieder einmal ein Stück Anerkennung zu ernten. Die Konkurrenz in der Welt der agierenden Börsenmetropolen scheint ja übergroß.
Dem MMK entstehen für die Museumsfläche keine Kosten. Das wird möglich auf Initiative des Immobilienunternehmens Tishman Speyer in enger Zusammenarbeit mit dem MMK, dem Planungsdezernat und dem Kulturdezernat der Stadt Frankfurt. Den Großteil der Kosten für den Betrieb der neuen Dependance im TaunusTurm werden in den kommenden Jahren Partner des Museums tragen. Dazu zählt der Unternehmer Stefan Quandt, die Ernst-Max-von-Grunelius-Stiftung sowie die Helaba. Das Ziel ist die komplette private Finanzierung der gesamten Betriebskosten.
MMK Direktorin Susanne Gaensheimer neben Investor Jerry I. Speyer auf der Pressekonferenz bei der Bekanntgabe im Mehrzweckhochhaus TaunusTurm in der Frankfurter Innenstadt am 24. Sept. 2013 |
Die Ansprüche welche das MMK jetzt an den TaunusTurm stellen kann, wurden im Foyer bekanntgegeben, ein über 15 Meter hoher verglaster Eingangsbereich, der mit drei Drehtüren den Zugang von außen ermöglicht. Die Bauarbeiten sind noch voll im Gange. Weite Gebäudeteile sind eingerüstet. Neben Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, war auch die frühere Oberbürgermeisterin, Petra Roth, ganz in blau und als Mitinitiatorin des Bauprojektes anwesend. Andere Redner waren Jerry I. Speyer, Chairman und Co-CEO von Tishman Speyer sowie der Frankfurter Unternehmer Stefan Quandt.
Ökologische Aspekte am Neubau wurden nur indirekt angesprochen. Auffallend ist das effiziente Klimasystem und die Zertifizierung nach Green-Building mit dem US-Leed Platinum Award, einer qualitativ sehr hohen Auszeichnung. Der vom Frankfurter Architekturbüro Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten entworfene schlanke Turm mit heller Natursteinfassade ist der erste Frankfurter Hochhausneubau nach dem internationalen Standard LEED Platinum. Für Tishman Speyer repräsentiert der TaunusTurm die dritte Hochhausentwicklung in Frankfurt nach den erfolgreich realisierten Projekten MesseTurm und OpernTurm.
Nach dem deutschen DGNB wurde dagegen nicht zertifiziert. Wenn auch eine nachhaltige Auseinandersetzung mit dem Thema Ökologie kennzeichnend ist, so wurde in der Rede von Grünen-Bürgermeister Cunitz eigentlich nur recht wenig Augenmerk auf ökologische Aspekte und Innovationen am Bau gelegt. Zu mühsam erschien die Situation den Anwesenden, im Detail etwas zu erklären. Auf dem Schrägdach wäre beispielsweise viel Platz für Photovoltaik gewesen, was nicht erwähnt wurde. Die Ausführungen behielten sich vor, die kostenlose Nutzung mehrerer Etagen durch das MMK hervorzuheben, einer Aufgabe die zunächst gewissenhaft verfolgt werden sollte. Das MMK als Dienstleister - vielleicht entwickeln die Mitarbeiter des Museums mehr eigene Ideen, um das Hochhaus zu gestalten. Zuerst muss die Technik Eingang finden ins Haus, davon wird viel abhängen.
Der Hochhausturm mit 40 Etagen und rund 60.000 m² Bürofläche besteht im wesentlichen aus einer schlichten aber nicht unauffälligen Fassade aus blassblauem Glas mit regelmäßigem Rechteckraster. Dafür wurden zwei quadratische Grundrisse so miteinander verschmolzen, dass der zentrale Kern, wo sich die Erschließung aus zweimal drei Aufzügen befindet, das statische Gerüst der Hochhauskonstruktion nach oben bildet. Die Fassade ist also davorgehängt. Zumindest erweckt das Modell diesen Eindruck, das eindrucksvoll im Foyer aufgebaut neben dem Rednerpult aufragte. Auf einem Foto während der Bauphase sind jedoch durchgehende Stützen auch an der Naturstein-Außenfassade bis oben hin zu erkennen. Statische Berechnung und Bauausführung erfolgen durch die Ed. Züblin AG.
Auf der TaunusTurm-Website finden sich zugehörige Daten. Zur Architektur sind Grundrisse und Schnitte und andere Zahlenangaben vorhanden.
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