Die Kulisse einer Stadt als kollektives Werk
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40 italienische Steinmetze haben die Steinskulptur „Stadtsilhouette", einen Entwurf des Architekten Max Dudler gemeinsam mit Simone Boldrin, realisiert und ein Gemeinschaftswerk geschaffen.
Für die Skulptur, die auf der diesjährigen Natursteinmesse Marmomacc in Verona gezeigt wurde (28.09. bis 01.10.2016), sind insgesamt 22 m³ Naturstein bearbeitet worden. Das im Eingangsbereich der Halle 1 ausgestellte Werk zeigte die Silhouette einer Stadt als vielschichtige Kulisse und folgte der gleichen Grammatik wie Max Dudlers Architektur. Die Skulptur besteht aus gefrästen und ineinandergefügten Blöcken des Steins Pietra di Apricena (fiorito-K66) und kommt auf eine imposante Gesamtgröße von 4,50 m x 4,50 m x 4,50 m. Eine steinerne Welt, die ganz und gar über die Architektur definiert wird. Von der Seite betrachtet wirkt die Skulptur fast flach, zweidimensional. Mit der Verschiebung des Blickwinkels fächert sich das steinerne Stadtpanorama zu einem komplexen Gebilde aus verschiedenen Ebenen auf. Es entsteht ein Eindruck von Dichte, von Tiefe und Vielschichtigkeit. Die Stadt zeigt sich als Kulisse. Die Stadt ist hier Bühne und Hintergrund zugleich. Dabei verfolgt die Steinfigur dieselbe Grammatik wie die Gebäude Max Dudlers: Ein Haus steht nie für sich, sondern ist Teil eines skulpturalen Stadtbildes, das sich in kollektiver Arbeit entwickelt. Dies zeigt sich beispielsweise in einem seiner erfolgreichsten Bauten, dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, dessen Umrisse sich in die Berliner Stadtsilhouette einfügen und am Portrait der Stadt und ihrer Identität mitarbeiten. Ein etwas anderes Beispiel ist das Hochhausensemble an der Hagenholzstraße in Zürich-Oerlikon. Hier hat Max Dudler eine gesamte Stadtsilhouette – einen Ort urbaner Dichte und Vielschichtigkeit – in der Peripherie geschaffen.
Die Stadt ist nicht das Werk eines einzelnen; sie entwickelt sich in der gemeinsamen Arbeit unzähliger Menschen. Ebenso ist die Skulptur als Gemeinschaftswerk zu betrachten. Die Natursteinblöcke, aus denen sie gefertigt ist, kommen aus einem Steinbruch in Apulien, von wo aus jeweils drei Blöcke an 40 italienische Steinmetze geliefert wurden – jeder Steinmetz in einer anderen Stadt, über ganz Italien verteilt, von Norden bis Süden und von Osten bis Westen. Alle 40 Handwerker bearbeiteten die rohen Steinblöcke mit der gleichen Fräsmaschine und der gleichen Software. In Verona kamen die Blöcke aus dem ganzen Land wieder zusammen und wurden zur Skulptur zusammengefügt. Diese wird somit zum Bild des gemeinsamen Bauens, ein kollektives Werk wie die Stadt selbst. Nach Beendigung der Messe in Verona wird das Werk dauerhaft im Park „Baden Powell“ von San Severo aufgestellt, der Herkunftsregion des Steins – ein Architektur-Manifest für die Peripherie der Stadt.
Stadtsilhouette - Projekt von Max Dudler mit Simone Boldrin Material und Größe der Steinblöcke aus Pietra di Apricena - fiorito K66 4,50 x 4,50 x 4,50 m Mitarbeiter Kilian Teckemeier, Julia Mäckler Kurator der Ausstellung Vincenzo Pavan Koordination der Realisierung und Aufbau Domenico Potenza Realisierung und Aufbau Helios Automazioni In Kooperation mit Confindustria Foggia, sezione lapidei Zurverfügungstellung des Materials Felice Chiro` Industria Marmi srl Statische Berechnung Gianni Duronio Koordination der technischen Ausführung Giuliano Rainone
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