Zoltan Kemenys Frankfurter Wolkenfoyer

Zoltan Kemenys Frankfurter Wolkenfoyer
Entstehung und Zukunft einer gefährdeten Raumkunst
Herausgegeben von Philipp Oswalt

Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München

1. Auflage, 2022

150 Seiten mit 105 Abbildungen,
Format: 17 × 24 cm, Gebunden
ISBN: 978-3-422-98825-5

Das klingt etwas abgehoben, wenn von gefährdeter Raumkunst die Rede ist, so als ginge es um eine seltene Tierart, die kurz vor dem Aussterben steht. Hier werden pulsierendes kulturelles Leben und das reine Objekt nebeneinander gestellt und als gefährdet bezeichnet. Noch gravierender ist, wenn über scheinbare Verlustängste nachgedacht werden soll. Wobei über Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit eines solchen Anliegens wirklich noch mal nachgedacht werden kann, angesichts der Anforderungen die in solchen Krisenzeiten an die kulturverwöhnte Stadtgesellschaft gestellt werden. Es handelt sich bei dem Objekt um eine Menge Messingblech, welches an Schnüren befestigt an der Decke hängt, langsam oxidiert und sonst als ausgedehnter Staubfänger seinen Zweck erfüllt. Das Frankfurter Wolkenfoyer ist letztlich auch nur das Aufhängsel für eine viel weitergehende und tiefgreifendere Diskussion, die mit dem bevorstehenden Theaterneubau und dem Recht nach Ausgefüllt sein durch ein aktuelles und ausgewogenes Kulturangebot innerhalb der Frankfurter Innenstadt zu Gunsten einer aktiven kulturinteressierten Bevölkerung befasst ist. Der Anteil und die Zunahme an kulturellen Angeboten wird mit den Hochhäusern wachsen, um ausreichend Ausgleich im städtebaulichen Hochleistungsbetrieb zu finden. 900 Mio. Euro sind in der Kasse, stehen für Sanierung oder Neubau der Städtischen Bühnen zur Verfügung. Ob das viel ist oder nicht, ob der Betrag letztendlich ausreicht, steht auf einem anderen Blatt. Vorerst geht es um eine rege Diskussion zwischen Erhalt und Neukonzeption. Dazu sind alle aufgerufen, die etwas dazu zu sagen haben. Der Vergleich mit anderen Bühnen in anderen Städten ist erlaubt oder sogar erwünscht, denn auch hier stehen mehrheitlich Sanierungsbedarf und Erneuerung auf der Speisekarte, wie das historische Zürcher Schauspielhaus auf zeitgemäße und sachgerechte Umgestaltung innerhalb der städtischen Blockbebauung wartet. Gerade unter Theaterleuten gelten Dialog und Aussprache immer als Schlüsselelement einer bevorstehenden Aufführung.

 

Wolkenfoyer bei Nacht
Wolkenfoyer bei Nacht, Foto (c) Kulturexpress

 

Dass das Wolkenfoyer erhalten bleiben soll, steht dabei ganz außer Frage, der Denkmalschutz ist längst eingeschaltet und hat seine bewahrende Hand auf das Objekt geworfen. Es geht vielmehr darum, soll neben dem Wolkenfoyer auch das gesamte Gebäude miterhalten bleiben? Ein Haus, das jedenfalls stark renovierungsbedürftig ist. Die Komplettsanierung würde ebenso hohe Kosten verursachen wie ein Neubau. Wobei die Begrifflichkeiten längst am verschwimmen sind, denn bei umfänglicher Sanierung des Gebäudes wird ebenfalls schon wieder von einem Neubau gesprochen. Warum also nicht gleich der einzigartige Entwurf, der die Ansprüche aller Beteiligten aufnimmt und jeden verzaubert, der auf einen ansehnlichen Theaterneubau wartet. Etwas was den Frankfurtern zusteht, soviel Emphase sie für das Haus und mit seinen Bühnen immer übrig gehabt haben. Die Städtischen Bühnen Frankfurt haben sowohl international als auch innerhalb der deutschen Theaterlandschaft einen guten Ruf als Kultur prägende Institution zu verteidigen, was durchaus mit saisonalen außergewöhnlichen Highlights im ständig wechselnden und vielfältigen Programmaufgebot zu tun hat und eine Bühne die auf individuelle Persönlichkeiten, die dem Haus zugetan sind, heroisch aufblicken kann. 

 

Buchvorstellung zu Zoltan Kemenys Frankfurter Wolkenfoyer, abends am 11. Juli 2022 in den Räumlichkeiten des DAM Interimsgebäudes im Frankfurter Ostend, Henschelstraße 18
Buchvorstellung zu Zoltan Kemenys Frankfurter Wolkenfoyer, abends am 11. Juli 2022
in den Räumlichkeiten des DAM Interimsgebäudes im Frankfurter Ostend, Henschelstraße 18
Foto (c) Kulturexpress

 

Am 11. Juli 2022 fand aus diesem Anlass eine Buchvorstellung zu Zoltan Kemenys "Frankfurter Wolkenfoyer" in den Räumen des DAM Interimsgebäudes im Frankfurter Ostend statt. Buchvorstellung mit Philipp Oswalt, Herausgeber, Alfons Maria Arns, Autor und Kulturhistoriker, Astrid Wuttke, Autorin, Partnerin bei schneider+schumacher Architekten, Anna Ranches, Grafikerin mit einem Statement von Brigitte Franzen, Direktorin des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt mit anschließender Diskussion. Begrüßung sprach Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM). Neben Herausgeber, seinem Verlag waren mehrere Beteiligte anwesend, die über ihre subjektiven Erfahrungen mit den Frankfurter Städtischen Bühnen berichteten und teilweise aus der Erinnerung und aus der Kindheit erzählten, wie sie das Haus und seine Umgebung in der Frankfurter Innenstadt damals erlebt haben. Dabei kamen viele Standpunkte und Einsichten zum Vorschein, die das berechtigte Interesse an den Räumlichkeiten mit seinen baulichen Gegebenheiten zwischen Hofstraße und Taunusanlage bildhaft verdeutlichten. Unter den Teilnehmern an der Veranstaltung waren auch einige derjenigen, die im Rahmen einer Masterarbeit konkrete Entwurfsvorschläge zum baulichen Umgang mit den Städtischen Bühnen und seinem Gebäudeensemble am Willy-Brandt-Platz abgegeben haben. Das sind zum Teil einfühlsame Untersuchungen, die von Teilsanierung und teilweise Neubau ausgehen, also nur die Teile des Gebäudes sanieren wollen, die erhaltenswert erscheinen mit dazu passender Nutzung. Insgesamt ein komplexes Unterfangen, da die Architektur der Blockbebauung nicht gerade einfach gestaltet wurde. Die Städtischen Bühnen befinden sich auf einem Carré, das von vier Straßenzügen umgeben ist, ein Gelände das Platz für ein ganzes Hochhaus böte. So befinden sich die beiden großen Häuser der Städtischen Bühnen, Theater und Oper Frankfurt, in einem Gebäude, was jedoch auf unterschiedlichen Höhen der Stockwerke konzipiert wurde, was wiederum nur durch Treppenaufgänge auf die jeweilige Ebene des anderen Hauses überwunden werden kann. Das schränkt natürlich die Möglichkeiten zu Veränderungen erheblich ein. Bauliche Besonderheiten benötigen für gewöhnlich sehr viel Platz, was auf Kosten der vorhandenen Raumgrößen gehen dürfte. Die Wegbarkeiten an sich zwischen Räumen und Ebenen sollen jedoch entsprechend der Anforderungen erhalten bleiben.     

 

Aufbauend auf neuen Forschungen stellt das Buch Künstler, Kunstwerk und die Genese und Rezeption des den Frankfurtern ans Herz gewachsenen Werks in Text und Bild vor. Neue studentische Entwürfe zeigen unterschiedliche Optionen auf, wie der Erhalt des vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellten Werkes mit einer konzeptionellen Revision der Städtischen Bühnen Hand in Hand gehen können. Die Raumskulptur von 1963 des Künstlers Zoltán Kemény im Glasfoyer der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main prägt das Gesicht des Hauses. Von weit her sichtbar, kontrastiert das über 100 Meter lange Kunstwerk in seiner organischen Dynamik und betonten Handwerklichkeit mit der Architektur des Gebäudes.

 

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