Das japanische Vorbild (1. Aufl. 2021) von Corinne Elsesser

Das japanische Vorbild
Raumkonzeptionen bei Josef Frank und Bruno Taut
Ein Beitrag zur Ideengeschichte der Modernen Architektur
von Corinne Elsesser
DOM publishers, Berlin
1. Auflage, 2021
Softcover, 240 Seiten
100 Abb., farbig u. s/w
Größe: 210 × 230mm
ISBN 978-3-86922-775-7

Das japanische Vorbild in der Architektur der Moderne fällt vor allem dadurch auf, indem Anleihen bei der japanischen Teehauskultur genommen wurden. Eine traditionsreiche in Leichtbauweise erstellte Architektur, die viel Ähnlichkeiten mit der einheimischen Pavillonarchitektur aufweist, was nicht von ungefähr ist, da diese schon im 18. Jahrhundert in Gärten und Parks aus dem asiatischen Raum kommend in Europa auftrat. Am Beispiel zweier Architekten sollen verschiedene Zeitströmungen und Einflüsse japanischer Architektur auf den Wohnungsbau der Moderne in Deutschland und Europa untersucht werden. Band 125 aus der Buchreihe Grundlagen, ist Anfang 2021 bei DOM publishers in Berlin erschienen.

 

Im 18. Jahrhundert war der Bedeutungsinhalt dieser Bauweise noch ein anderer gewesen. Pavillons galten bevorzugt als Rückzugsort und als Ort der Besinnung und zur Erholung, was sich im Übrigen nur die Reicheren leisten konnten. Die Moderne wollte etwas anderes, einen zusätzlichen Raum schaffen, der unmittelbar zur Wohnung dazu gehören sollte. Dabei verhalf die Asymmetrie japanischer Raumgestaltung den Häusern zum Durchbruch im 20. Jahrhundert. Bruno Taut (1880 - 1938) erkannte darin das Motiv eines Außenwohnraums, der immer noch den Bezug zur Wohnung seiner Umgebung beibehält. 

 

Die Umsetzung im Siedlungsbau erhöhte die Anforderungen an ein ästhetisches Merkmal natürlich. Bei Mehrfamilienhäusern kann es sich im weitesten Sinne dann nur um die Hofgestaltung handeln, die in Betracht gezogen werden kann bei der ästhetischen Umgestaltung. 

 

In der japanischen Kultur dienen die bewusst schlicht eingerichteten Teehäuser der Teezeremonie. Das typische japanische Teehaus, das aus Holz gebaut ist, umgibt ein kleiner japanischer Garten, oft mit einem Wasserbecken. Die einfache, aber dennoch sehr stilvolle Gestaltung der japanischen Teehäuser geht auf Sen no Rikyū zurück, der die Lehre des Wabi-Cha, die Ästhetik des Schlichten, Unvollendeten und Unsymmetrischen vertrat. 

 

Ein Teehaus besteht aus mehreren Zimmern, nämlich dem Vorraum (Mizuya), wo die Teegeräte aufbewahrt werden, einer Wartehalle (Machiai), in der die Gäste bis auf ihren Einlass in den Teeraum warten, und dem typischen Gartenpfad (Roji), der Teeraum und Machiai verbindet und den Übergang in eine andere Welt symbolisiert. Herzstück des Teeraums ist die Wandnische (Tokonoma). 

 

Im Anhang der Publikation findet sich ein Glossar zugehöriger japanischer Fachbegriffe, was die Beschäftigung mit der japanischen Denkweise unterstützt. Die Bauweise der europäischen Formen nach japanischem Vorbild nehmen die strenge zeremonielle Bedeutung japanischer Teehäuser jedoch meist nicht so genau, vielmehr sollte zusätzlicher Aufenthaltsraum geschaffen werden. Bei den Architekten wurden dabei im Übrigen auch Anleihen im englischen Landhaustil gesucht, da diese Vorzüge der Arts-and-Crafts-Bewegung mitbrachten.

 

Die Konzeption eines Hauses als Weg und Platz setzt sich somit insbesondere in Anlehnung auf die Reformarchitektur in England zusammen. Die Deutung lässt aber zugleich einen Vergleich mit der japanischen Pavillonarchitektur zu. Josef Frank (1885 - 1967) entwickelte hierzu den Grundrisstyp eines Einfamilienhauses mit Garten, der sich als konstitutiv für mehrere Bauten erwies. Im Buch werden mehrere dieser Grundrisstypen vorgestellt: So basiert Typ 1 von 1913 auf der geometrischen Grundform des Doppelquadrats, wobei asymmetrische Verfremdungen und Achsverschiebungen innerhalb der jeweiligen Grundrissformen typisches Kennzeichen sind, was sowohl von Außen als auch Innen ablesbar ist. Typ 2 und 3 sind in späteren Jahren entstandene Weiterentwicklungen aus Typ 1. Sonst wird wenig Bezug auf bauliche Details genommen. Vor allem der Gebäudeentwurf als solcher zählt, ist sozusagen Statement, welche Positionen der Ästhetik damit eingenommen werden und wie diese innerhalb der Debatte aufgefasst wurden. Der Band ist reich mit Abbildungen bestückt. Darunter sind zahlreiche Grundrisse verschiedener Einfamilienhäuser, die zum Teil in einem winzigen Format abgedruckt sind, was jeodch aufgrund seiner Auflösung bei Vergrößerung immer noch lesbar bleibt.

 

Die Gartenhauskultur hat durchaus Zukunft, wenn ökologische Ansätze dazu beitragen zum Beispiel bei der hauseigenen Stromgewinnung mit Sonnenkollektoren, die hilfreich der Wohnraumgestaltung zur Seite stehen. Auch die Einrichtung von Biotopen kann den Raum zwischen Wohnhaus und Außenraum sinnvoll ergänzen. Ökologische Gedankengänge verfolgt die Publikation vordergründig nicht. Hier geht es vor allem um die architektonische Auseinandersetzung mit der frühen Moderne des 20. Jahrhunderts, womit ein Beitrag zur Rezeption dieser Architekturformen und deren Abstraktion gesetzt wurde. Was jedoch insgesamt eine Ideengeschichte reflektiert, die bis in die Gegenwart hinein ihre Fortsetzung findet

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Blick ins Buch...

 

 

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