Hannes Meyers neue Bauhauslehre

Hannes Meyers neue Bauhauslehre
Von Dessau bis Mexiko
(Hrsg.) Philipp Oswalt
Bauwelt Fundamente 164
Birkhäuser Verlag, Basel
1. Auflage, 2019
kartoniert, 560 Seiten
ISBN 978-3-035617-24-5
eBook (PDF)
ISBN 978-3-0356-1735-1
eBook (EPUB)
ISBN 978-3-0356-1725-2

Der Schweizer Architekt und Urbanist Hannes Meyer geboren im Jahre 1889 entstammte einer Bauunternehmerfamilie. Er besuchte in Basel die Gewerbeschule, wo er Kurse für Baubeflissene belegte. Ab 1909 arbeitete er im Architekturbüro Albert Froelich und danach bei Johann Emil Schaudt, dem Architekten des Kaufhaus des Westens in Berlin. Hannes Meyer gilt bis heute weithin als jemand, der das Neue Bauen mit einleitete. Laut eines seiner Bauhauslehrkräfte, Ludwig Hilberseimer, glaubte er „nicht an Schönheit als Ziel von Architektur“. Er beharrte darauf, dass Architektur vielmehr eine strukturelle Aufgabe sei. Sie soll die Aufgaben des Lebens organisieren.

Der folgende Band betrifft die Bauwelt Fundamente Band 164 aus dem Birkhäuser Verlag herausgegeben von Philipp Oswalt, ein umfangreicher Theorieband. Die Buchreihe der Bauwelt Fundamente ist legendär, sie bringt Werke zur Architekturtheorie in Druckform heraus. Die Kenntnis darüber dürfte so manchen Architekten, Bauplaner und Universalisten interessieren. Denn nichts kommt von selbst und alles hat eine Entwicklung. Diese nachvollziehen, kann nicht nur das theoretische Wissen vervollständigen, sondern erweitert auch Kenntnisse zur Architekturgeschichte, wie und an welchen Schnittstellen eine weiterbringende oder veränderte Bauweise sich durchsetzen konnte. Heutzutage stellt sich die Frage nach preiswertem Wohnungsbau. Ein Architekt ist nicht in der Lage diese Aufgabe allein zu bewältigen. Hier sind strukturelle Veränderungen und Anpassungen gefordert. Herangehensweisen, die wenigstens ein Verständnis in Grundzügen davon mitbringen, wie es die großen Theoretiker vorausgedacht haben. Zu jenen Vordenkern zählt der Architekt Hannes Meyer, der wie Gropius und Le Corbusier grundlegend und strukturell plante. Hannes Meyer veränderte und erweiterte die Bauhauspädagogik. Er war in der Nachfolge Walter Gropius im Jahre 1928 als zweiter Direktor des Bauhauses benannt worden. Buchherausgeber Philipp Oswalt beschreibt ihn als jemanden, der den Bauhausstil zunächst kritisierte, um dann eine Versachlichung der Gestaltung einzuführen.

So werden bei ihm Bauplatz, Vegetation und Klima, aber auch das Alltagsleben im Tages- und Jahresverlauf untersucht. Notwendiges praktisches Wissen wird durch neue Unterrichtsangebote vermittelt. Themen werden nach Möglichkeit anhand der Entwurfsaufgaben erörtert und auf diese angewandt. Der Unterricht ist somit am Projekt orientiert. Erstmals gelingt die Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen und die Realisierung von Bauten durch die Bauabteilung des Bauhauses. Die Entwürfe richten sich jetzt nicht mehr an das Großbürgertum, sondern an Gewerkschaften, Genossenschaften und Unternehmer, die für die Gemeinschaft produzieren.

Die bislang meist ignorierte intellektuelle Basis der Hannes Meyer Pädagogik beschreiben die Beiträge von Dara Kiese, Andreas Vass, Friederike Zimmermann, Gregory Grämiger, Peter Galison und Simone Hain eingehender. Gropius erlaubte Frauen bis auf besondere Ausnahmen nur ein Studium in der Weberei. Hannes Meyer hingegen ließ von Beginn an Frauen in der Architekturabteilung zu und ermöglichte ihnen als Direktor auch den Zugang zu den anderen Werkstätten. Im Jahre 1930 wurde Hannes Meyer aus dem Bauhaus entlassen. Er ging mit anderen zusammen nach Moskau, um dort seine Pläne zu verwirklichen. Seine Ideen und Veränderungen wirkten sich auf seine Schüler aus. Zu diesen zählten Arieh Sharon, der die Architektur des neuen Staates Israel mitprägte. Absolvent Konrad Püschel war Städtebauer in der Sowjetunion, baute in Nordkorea und der DDR. Fritz Ertl war Bauhausschüler, gilt aber auch als einer der Baumeister im KZ Auschwitz-Birkenau, was hier wie die fatale Umkehrung einer Idee zur Geltung kommt.

Die vorliegende Publikation basiert teilweise auf einer Tagung, die im April 2018 an der Universität Kassel stattfand und insbesondere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Hermann-Henselmann-Stiftung finanziert wurde. 
Eine Buchrezension von Kulturexpress
 
 
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Bucheinband: Birkhäuser Verlag
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